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1. Geschichte des Mittelalters - S. 212

1867 - Mainz : Kunze
212 Vierte Periode des Mittelalters. Sanftmuth, ihre Frömmigkeit und Gottesfurcht. Sie pflegte die Kranken, hals den Armen, ging täglich zur Kirche und nahm häufig das heilige Abendmahl. Dabei neigte sie entschieden zur religiösen Schwärmerei. In der Nähe von Domremy stand ein Wunderbaum, eine schöne Buche, welche nach einer alten Sage von Feen umgeben war; eine eben so wunderbare Quelle sprudelte unweit derselben hervor. Dort pflegte Johanna mit ihren Gespielinnen in schönen Sommernächten zu singen und zu tanzen. Aber seit ihreni 13. Jahre mied sie Gesang und Tanz, lebte still und in sich gekehrt und war so eifrig mit Andachtsübuugen beschäftigt, daß sie von ihren Freundinnen oft verspottet wurde. Engel und Heilige erschienen ihr damals zuerst, wie sie später versicherte, und wenn sie recht inbrünstig betete, war sie immer der himmlischen Er- scheinung gewiß. Mit tiefem Schmerz erfuhr Johanna, wie ihr Vater- land in immer größeres Elend versank, wie der unglückliche Dauphin Carl Vii., welcher König hieß ohne gekrönt werden zu können, rettungs- Joha»»a faßt los verloren schien; in ihrem Innern stand es fest, nur Gott könne schluß^den armen Lande helfen. In solcher Stimmung glaubte sie himmlische König und Gestalten zu schauen, die Engel Gabriel und Michael, die heilige ^"land"'" Katharina und Andere zu vernehmen, welche ihr geboten, Orleans zu rette», entsetzen und den Dauphin zur Krönung nach Rheims zu führen. Von diesem Glauben getrieben, verließ das siebzehnjährige Mädchen das elterliche Hans, ging mit ihrem Oheim Durand Lapart nach Vaucou- leurs, meldete sich bei dem dortigen Befehlshaber, dem Ritter Baudriconrt, und verlangte von ihm zum Könige geführt zu werden, weil Gott ihr befohlen habe, Frankreich zu retten. Der Ritter hielt sie anfangs für eine Schwärmerin und wies sie ab. Da sie aber bei ihrem Vorhaben beharrte, und Manche aus seiner Umgebung dem heldenmüthigen Mädchen das Wort redeten, so willigte er endlich ein, gab ihr Kleidung, Rüstung und Pferd und sandte sie in Begleitung zweier Ritter zum König, welcher auf dem Schlosse Chinon unweit Bourges weilte. Sie^ erkannte denselben trotz seiner unscheinbaren Kleidung inmitten seines glänzenden Hofstaates sogleich, theilte ' ihm den von Gott ihr gewordenen Auftrag Man erkennt mit und bat ihn, sie schleunigst nach Orleans zu senden. Carl wußte Sendung"an^ nicht, ob er ihren Offenbarungen trauen oder sie für ein teuflisches Blendwerk halten sollte. Als ihm aber Johanna ein Geheimniß uiit- theilte, welches Niemand außer dem Könige wissen konnte, faßte er Zutrauen, und um ihre göttliche Sendung mußer Zweifel zu setzen, ließ er das Mädchen zuerst durch eine Versammlung von Geistlichen, dann durch das Parlament zu Poitiers prüfen. Alle thaten den Ausspruch, Johanna sei von Gott zur Rettung Frankreichs gesandt.
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