1855 -
Mülheim am Rhein
: Prior
- Autor: Wellenbeck, Emil
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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heutigen Groningen zu feiern und hatte dort einige Zelte
aufschlagen lassen, als eine große Schaar heidnischer Frie-
sen, um die Vernichtung ihrer Götterbilder zu rächen, mit
Dolchen und Schwertern auf ihn eindrang. Seine Be-
gleiter ergriffen die Waffen; er verbot ihnen aber jeden
Widerstand, erinnerte sie an das Beispiel des Heilandes,
ermahnte sie, für die göttliche Christnslehre, der sie ihr
ganzes Leben geweiht, nun auch den Tod willig zu erlei-
den und siel mit seinen Genossen unter den Mordwaffen
der Heiden.
Das von Bonifacius angefangene Werk ging mit
seinem Tode nicht unter. Mit jedem Jahre vermehrte sich
die Zahl der Christen in Deutschland. Es wurden viele
Kirchen und Klöster gebaut, und aus ihnen verbreitete sich
das Christenthum immer weiter innerhalb der deutschen
Gränzen. In den Klöstern fanden die Bedrängten und
Verfolgten Zufluchtsörter, die Wanderer Herbergen, die
Kranken Beistand und Pflege; in den Klöstern wurde
auch die Kunst und Wissenschaft gepflegt. Der Feldbau
und die Viehzucht verbesserten sich namentlich durch die
eingewanderten Fremdlinge, von denen der Deutsche die
bessere Bebauung seines Ackers, zweckmäßigere Geräthe und
Werkzeuge, so wie auch andere Sämereien, Getreidearten
und Bäume kennen lernte. So wurde aus dem rohen
heidnischen Deutschen nach und nach ein gesitteter christ-
licher Landmann. Die Wälder wurden gelichtet, die Süm-
pfe ausgetrocknet, unfruchtbare Gegenden in blühende Felder
umgeschaffen. Um die Kirchen, die mit aller Pracht gebaut
wurden, lagerten sich die Wohnungen der Menschen, und
es entstanden so neue Dörfer und Städte. So kam Bil-
dung und ein freundliches, friedliches Leben mit dem
Christenthume zugleich nach Deutschland, und der beglü-
ckende Einfluß, den diese göttliche Religion auf das Innere
des Menschen ausüben soll, schuf hier auch das äußere
Leben und die äußere Gestalt des Landes veredlend und
verschönernd um.