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1. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 152

1854 - Leipzig : Brandstetter
152 96. Der Guaruane und die Fächerpalme Seiv gegrüßt mir, heil'ge Palni/n! seht wie schlank die Stämme ragen, wie sie stolz die glänzend grünen, weit verzweigten Kronen tragen, wie im wilden Abendhauche leicht die Fächerblätter schwanken wenn im glüh'nden West versinket sern der Sonne goldner Wagen! Sei gegrüßt mir, Baum des Lebens! daß die Kraft daran erstarke giebst'du Wein von deinen Früchten, giebst du Brot von deinem Marke, dürres Holz giebst du zur Feu'rung, frisches mir zu Pfeil und Bogen, und, von deinem Stamm gezimmert, furcht den wilden Fluß die Barke. Glüht die Sonne aus die Steppen, die verbrannten, dürren, fahlen, schweift der Büffel wild gepeinigt, brüllend vor des Durstes Qualen, schnaubt das Pferd und heult der Jaguar, schwirrt der Adler aus dem Boden, doch mit Weib und Kindern schützest du mich vor den heißen Strahlen. Welcher Jammer, gießt der Regen strömend auf die Steppe nieder! Brüllend sucht das Thier das Erdreich, doch die Fluth erfaßt es wieder. Was im Wasser nicht vergehet, unterliegt dem stärker» Feinde, Krvcodil und Boa regen drohend in dem Schlamm die Glieder. Aber eine freie Wohnung sind' ich dann aus deinem Aste, Hängematten stecht ich schnell von Baum zu Baum mir deinem Baste, Feuer schüren d'rauf die Weiber, daß der fremde Manu erstaunet, steht im Fahren, er die Feuer glühn ob seines Schiffes Maste. Und so schirmst du mich, wenn Feinde sich in Wuth um mich erheben, wenn die dunkeln Nachbarn, wenn die grimmen Weißen mich umgeben, Wie das Vaterland beschütz' ich dich mit Bogen und mit Pfeilen, heil'ge Palme, dir verdank' ich meine Freiheit und mein Leben. Also klingen durch die Stcvpen Abends der Guaruancn Lieder, kehrt vom Jagen mit der Beute er zur Palmenheimath wieder. Ferne glänzet die Atlantis, seitwärts rauscht der Orinoko, uno die breiten Fächerbäume grüßen flüsternd zu ihm nieder. W. Müller. 97. Ein Tag unter dem Acquator Es ist 3 Uhr Morgens; ich verlasse meine Hangmatte, denn der Schlaf flieht mich 'Aufgeregten; ich öffne die Läden und sehe hinaus irr die dunkle, hehre Nacht. Feierlich flimmern die Sterne, und der Strom glänzt im Widerscheine des untergehenden Mondes zu mir herüber. Wie geheimnißvoll und stille ist Alles um mich her! Ich wandle mit der Blendlaterne hinaus tu die kühle Veranda und betrachte meine trauten Freunde, die Bäume und Gesträuche, die um die Wohnung her stehen. Manche schlafen mit dicht zusammengelegten Blättern, andere aber, die Tagschläfer sind, ragen, ruhig ausgebreitet, in die stille Nacht auf; wenige Blumen stehen geöffnet; nur ihr, süßduftende Pauliitienhecken, begrüßet mit dem feinsten Wohlgeruche den Wanderer, und du erhabene, düsterschattende Manga, deren dichtbelaubte Krone mich gegen den Nacht- thau schützet. Gespensterhast flattern große Nachtschmetterlinge um die verführenden Lichter meiner Laterne. Immer stärker durchnäßt der Thau die frisch aufathmenden Wiesen, und die Nachtlust legt sich feucht auf die erwärmten Glieder. Eine Eicade, die im Hause wohnet, lockt mich mit heimischem Gezirpe wieder hinein und leistet dem glücklichen Halb- träumer Gesellschaft, der den Tag erwartet, vom Gesumse der Mos- quiten, den paukenähnlichen Schlägen eines Ochsenfrosches, oder dem klagenden Rufe des Ziegenmelkers wach erhalten. Um 5 Uhr seh' ich
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