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1. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 189

1854 - Leipzig : Brandstetter
189 Holm gebracht. Gustavs goldne Kette und sein blutiges Koller, welches ihm von den Kroaten ausgezogen worden war, sandte Wallenstein als Siegeszeichen dem Kaiser Ferdinand. Wangemann. 20. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst. (Von 1640 bis 1688.) 1. Wie er seinem Lande aufhilft. Zweiundzwanzig Jahre hatte der dreißigjährige Krieg auf Deutsch- lands Fluren gewüthet, da starb im Jahre 1640 der alte Kurfürst Georg Wilhelm von Brandenburg und hinterließ die Negierung seines unglücklichen Landes seinem Sohne Friedrich Wilhelm. In Wahrheit konnte man damals von dem jungen Fürsten sagen: „Herr- scher ohne Land, Kurfürst ohne Macht, Erbe ohne Erbtheil." Denn von den Städten und Dörfern, die unter der treuen Pflege seiner Ahnen in der Mark Brandenburg und in den dazu gehörigen Ländern erblüht waren, (er war der elfte Kurfürst aus dem Hause Hobenzollern) sah man jetzt nur noch die wüsten Brandstätten, die Zeugnisse des furcht- baren Krieges. Die wenigen Bewohner, welche sich vor den entmensch- lichten Kricgshorden gerettet, hatte die zu jener Zeit auch in Branden- burg wüthende Pest hinweggerafft. Daher kam es denn, daß das Land einer Wüste glich. Auf 10 Meilen weit war oft kein Haus und kein Mensch anzutreffen. Da, wo früher blühende Ortschaften mit ihren wohlangebauten Fluren lagen, hausten jetzt im aufgesprossenen Gehölz wilde Thiere Die Stadt Berlin hatte noch 300 Einwohner *). Der König von Polen sah die jetzige Provinz Preußen, die damals schon zu -Brandenburg gehörte, als sein Herzogthum an. In den west- pbälischen Besitzungen lagen Spanier und Holländer, und sogen durch Kriegssteuern das Land aus. Das Heer bestand aus 2000 Mann **), auf deren Treue der junge Fürst nicht einmal rechnen konnte; eine Mietblingsschaar, die, wenn sie bezahlt wurden, eben so bereit waren, mit des Kurfürsten Feinden gegen ihn als für ihn zu kämpfen. Dazu kam, daß ein Mann in seiner unmittelbaren Nähe war — der Rath- geber und Minister seines Vaters, der Fürst Schwarzenberg — der seit Jahren schon nichts Geringeres erstrebte, als nach dem Tode des alten Kurfürsten für sich mit Hülfe des Kaisers den Kurbut zu er- werben. Friedrich Wilhelm kannte nicht nur diese Pläne, sondern wußte auch, daß jener im östreichischen Solde stand und daß er seine Stel- lung nur benutzt hatte/ dem Kaiser zu dienen, nicht aber des Landes Wohl zu fördern. Trotzdem mußte er den untreuen Diener, der sich einen mächtigen Anhang im Lande verschafft hatte, in seinen Würden lassen, bis er sich ein neues Heer geworben; dann aber gab er plötz- *) Jetzt bald 500,000 Einw. **) Die Zahl der Wehrfähigen und Wehrpflichtigen beläuft sich in Preußen jetzt auf 2 Millionen, wovon stets ein Viertel zum Kriegsdienst ausgewählt und ausgebildet wird.
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