Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 209

1854 - Leipzig : Brandstetter
209 Munde gehört, wie so gut und wohlthätig der König sei, und wie er so vielen Armen, auch armen Kindern, Etwas gäbe. Da dachte das Mädchen, ich will an den König schreiben und ihn bitten, daß er mir ein Clavier schenkt. Er thut es vielleicht, weil alle ihn so rühmen, und er auch so gut gegen die Kinder ist. Sie setzte sich hin und schrieb einen Brief in kindlicher Einfalt, so gut sie es vermochte. „Mein lieber, guter König!" redete sie ihn an und sagte nun, wie sie so viel Rüh- mens von ihm täglich höre, wie er der Armen sich annähme, wie auch sie ein armes Kind sei, gern Clavierspielen lernen möge, aber kein Clavier habe, und wie sie ihn bitte, ihr auf Weihnachten ein Clavier zu schenken. — Das Kind trug den Brief nach dem nahen Flecken zur Post. In kindlicher Traulichkeit erzählte sie dem Postmeister die Sache. Dem Manne gefiel das Mädchen. Er siegelte den Brief ordentlich zu und ließ ihn nach Berlin abgehen. Der König erhielt den Brief. Er freute sich sehr über das gute Kindchen, ließ ein schönes Clavier kaufen und sendete es dem Mädchen zum Weihnachtsgeschenke. O, welche Freude hatte das Kind! Und wie freuten sich Alle, welche die Geschichte höreten. Und dazu war Friedrich Wilhelm ein König, welcher in christlich frommer Gesinnung lebte. Er ging fleißig in das Haus Gottes und genoß oft das heilige Abendmahl. Er unterstützte die Bibelgesellschaften, damit das heilige Schriftwort verbreitet werde; er nahm sich der Missions- gesellschasten an, damit man den Heiden die Gnade und Erlösung predige. Und solchen Christenglauben äußerte er in allen Stücken. „Gott mit uns!" das war des Königs Wahlspruch, wenn er ein Werk begann; „Gott allein die Ehre!" wenn das Werk glücklich ausgeführt war. Und Gott segnete sein Werk und ließ es wohl gedeihen. 25 Jahre er- hielt er dem Lande, ja der Welt, den schönen Frieden. Hätte er nicht die Kriegeswuth mit fester Hand niedergehalten, es wäre diese segens- reiche Zeit uns nicht so lange geblieben. In manchen Ländern war viel Krieg und Kriegsgeschrei, aber die Friedensliebe unsers' Königs hielt immer den schrecklichen Krieg mit Weisheit von uns fern. Darum, und wegen seiner so guten Regierung, ehrten alle Völker in und außer Eu- ropa unsern König und nannten ihn den weisen Regenten. Denn die Einrichtungen im Lande, von welchen schon erzählt ist, hat fast alle Friedrich Wilhelm Ii!. noch gemacht. Das ganze Preußenland sah aber auch mit Stolz, mit Liebe und Vertrauen auf seinen guten, alten König. Jeder wünschte und hoffte, daß er noch lange sein Volk re- gieren möge. Gott, der weise Lenker aller Dinge, fügte es indeß un- erwartet anders. Im Monat Mai 1840 bekam Friedrich Wilhelm einen wiederholten Anfall von der Grippe, an welchem er mehrere Wochen erkrankte. Seine Kräfte nahmen sehr ab, und man wurde um das Leben des guten Königs bange. In den ersten Tagen des Juni ver- mehrten sich Ermattung und Fieber, es stellten sich Brustkramps und be- denklicher Husten ein. Es war Lebensgefahr da. Kaum verbreitete sich diese Nachricht in Berlin, als Jeder tief betrübt wurde. Vom Pa- laste der Großen bis zur Hütte der Armen herrschte nur Ein Gefühl, Wangemann, Hülfsbuch. Iii. Abth. 14
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer