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1. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 97

1843 - Potsdam : Riegel
97 breitet, daß ihr auch andere, aus welchen noch gute Menschen werden könnten, zu dieser Lebmsart verführt; das habt ihr gegen den Staat, gegen mich und gegen alle Rechtschaffenen zu ver- antworten, und Diogenes wird der erste sein, der diesen euren Unfug vor Gericht bringt, wenn ihr ihn fortsetzt. Vergiß nicht, auch dieses dem Klinias und deinen übrigen Freunden zu hin- terbringen. »Komm, mein Lieber,« fuhr er fort, indem er sich zu seinem Gefährten wandte, »unser Werk ist hier vollbracht; länger dürfen wir uns an einem solchen Orte nicht aufhalten. Du, Tenophant, lebe wohl, wenn du kannst, und vergiß nicht meine Bestellung an deine Freunde.« Tenophant wußte nicht, wie er sich bei dieser Rede geberden sollte, und Diogenes verließ ihn in aller der Verwirrung, welche das böse Gewissen in solchen Fällen allemal und ganz unausbleib- lich hervorbringt. »Du siehst, mein Bester,« sagte er zu seinem jungen Freunde, als sie wieder auf der Straße waren, »es ist, wie ich dir sagte. Was ich dir durch den Augenschein zu beweisen versprach, hätte ich dir so ziemlich bewiesen. Was ich dir aber nicht beweisen kann, und was du mir gleichwohl nicht weniger glauben mußt, ist dieses, daß, wenn anders mehrere deinesgleichen bei diesem Gastmahle ge- wesen sind, mancher von ihnen zugleich seine Unschuld verlorm, jeder andere aber sich in dem Netze der Wollust von neuem so fest verstrickt hat, daß er sich vielleicht niemals wieder daraus loswickeln kann. Und dieses, mein Bester, ist eben die gefährliche Seite dieser Vergnügungen, der ich heute früh nur obenhin erwähnte; dieses ist cs, wodurch die Zusammenkünfte dieser Herren, die sie feine Abendmahlzeiten zu nennen pflegen, für die Tugend eben so gefähr- lich werden, als sie für die Gesundheit zerstörend sind. Vergieb mir also, daß ich dich auf eine fast unhöfliche Art davon abge- halten habe.« »Nicht so, Diogenes,« antwortete der Jüngling, indem er seine Hand zärtlich drückte, »nicht so, wenn du nicht willst, daß ich, im Gefühl deiner Güte für mich, mich meiner selbst schämen soll. Vergieb du mir, bester, gütiger Mann, daß ich auch nur einen Augenblick deshalb auf dich ungehalten sein konnte; denn ich sehe nun wohl, daß ich auf einem sehr gefährlichen Wege war, da ich bloß auf dem Wege zum Vergnügen zu sein glaubte.« m. 7
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