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1. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 102

1843 - Potsdam : Riegel
102 Unreinlichkeit in den Wohnungen, weniger in der Kleidung, sind häufig. Die Bewohner der Küsten treiben starke Fischerei, und fangen viele Sardellen und Thunfische; die Bewoh-ner in den Alpen treiben Viehzucht. Ackerbau wird im ganzen Lande, aber nicht mit so großer Sorgfalt, als in Mittel-Europa, getrieben; die Natur thut in Italien mehr, als der Mensch. Die Reben werden in Italien nicht mit der Mühe gepfiegt, wie in Deutschland; sic ranken von Baum zu Baum. In den verschiedensten Gewerben find die Einwohner geschickt, treiben aber am liebsten die, welche wenig Mühe erfordern. Sie liefern vortreffliche Seidenwaaren und bereiten köstliche Essenzen. Der Handel ist weit nicht das, was er in früheren Zeiten war, als Venedig und Genua das mittel- ländische Meer beherrschten. In den Künsten haben von jeher Ita- liens Bewohner sich ausgezeichnet, und noch heute ist Rom die Stadt und Italien das Land, wohin Künstler aller Völker ziehen. Bildhauerkunst und Malerei stehen in Italien besonders hoch; in der Mufik find die Deutschen weiter, in der Baukunst aber die Italiener voran. Im südlichen Italien ist das Dichten aus dem Stegereif (Improvisiren) etwas ganz Gewöhnliches, wozu das außerordentliche Gedächtniß, das man so häufig, selbst bei dem Gemeinsten, antrifft, ihnen bchülflich ist. Kep ha lides schildert Italiens Bewohner so: Es ist ohne Zweifel wahr, daß diese köst- liche Halbinsel nach einer ununterbrochenen Schöpfung von 4- bis 500 Jahren, während welcher Zeit ihrem Schoße die außerordent- lichste Thatkraft und Geistesfülle entströmte, nun ruhet; daß die rege Seele der italienischen Staaten crtödtet ist, und öffentlicher Gemeinfinn kaum noch, wie eine sumpfliebcnde Pfianze, ein küm- merliches Leben hat; daß der alte, hohe, republicanische Geist, von dem heutigen Volke nur angestaunt, allein noch das erstarrte An- sehen einer classischen Größe genießt; daß nicht weniger dem bür- gerlichen Leben die alte Großheit entwichen ist; verödet stehen die sonst so bevölkerten Märkte der Städte; nur selten steigt in dm Häfen die italienische Flagge auf; ja selbst im Innern der Häuser offenbart sich der abgestumpfte Sinn; der Hausrath, auf dessen Pracht und Zierlichkeit italienischer Kunstsinn sonst so viel Einfluß hatte, ist geschmacklos, ärmlich und unhaltbar; die Italiener, die ehedem, obgleich sie als faul berüchtigt sind, in ihren hohen Sälen fast nichts von häuslicher Bequemlichkeit wußten, nur auf Kunst, und Pracht bei der Einrichtung ihres Privatlebms dachten, und
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