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1. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 249

1843 - Potsdam : Riegel
249 feit, das sich eben zur Processen begeben sollte; von diesem rette- ten sich nur wenige einzelne, die andern lagen unter dem Schutte vergraben, in dm sich das große Gebäude so plötzlich verwandelt hatte. Neun Zchntheilc der schönen Stadt Caracas waren gänz- lich zerstört. Die Häuser, welche nicht einstürzten, waren so zer- rissen, daß sie nicht mehr bewohnt werdm konnten. Etwas we- niger verheerend zeigten sich die Wirkungen des Erdbebens im süd- lichen und westlichen Theile der Stadt zwischen dem großen Platze und dem Hohlwege von Caragnata. Hier blieb die Kathcdral- Kirche aufrecht stehen. Wenn man nun erzählt, daß 9- bis 10,000 Menschen durch die Trümmer der Stadt Caracas erschlagen wor- den seien, so scheint man damit nur den glücklichen Theil der Bewohner bezeichnet zu haben, die plötzlich und unvermuthet, zum Theil in Andacht und Gebet begriffen, vom Tode überfallen, den Leiden entnommen wurden, welche die andern Mitbürger trafen. Man gedenke nun aber der Menge dieser llnglücklichen, die ver- wundet, an ihren Gliedern zerschmettert, noch Monate lang zum Theil die Ihrigen überleben mußten, und dann aus Mangel an Pflege und Nahrung dmnoch umkamen. Die Nacht vom grünen Donnerstag auf den Eharfreitag bot den Anblick eines grenzenlo- sen Elends dar. Beim Einsturze der Stadt hatte sich eine fin- stere, dicke Staubwolke erhoben, und die Luft gleich einem dicken Nebel erfüllt und verfinstert. Gegen Abend schlug sich der Staub zur Erde nieder, und die Lust wurde wieder rein, die Erde war wieder fest und ruhig, und die Nacht so stille und schön, wie je zuvor. Der fast volle Mond leuchtete, und die ruhige heitere Ge- stalt des Himmels bildete einen furchtbaren Abstich gegm die mit Trümmern und Leichen bedeckte Erde, und den namenlosen Jam- mer der Menschen. Mütter trugen die Leichen ihrer Kinder im Arme, durch die Hoffnung getäuscht, sie wieder ins Leben zu bringen. Jammernde Haushaltungen durchzogen die Schutthau- fen, die am Morgen noch eine Stadt waren, reichblühend, belebt, um einen Bruder, einen Freund zu suchen, dessen Schicksal unbe- kannt war, und den man im Gedränge verloren glauben konnte. Alles Unglück, welches in den großen Jammerscenen von Lissabon, Messcna, Lima und Riobamba war erlebt worden, wiederholte sich an dem Schreckenötage des 26. März 1812. Die unter dem Schutte begrabenen Verwundeten riefen die Vorbeigehenden laut flehend um Hülfe an; über 2000 wurden
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