1843 -
Potsdam
: Riegel
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Lesebuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
562
Friedrich Wilhelm Iv.
am 15. October 1840 in Berlin an
sein Volk.
»Im feierlichsten Augenblicke der Erbhuldigung meiner deut-
schen Lande, der edelsten Stamme des edelsten Volkes, und ein-
gedenk der unaussprechlichen Stunde zu Königsberg, die sich jetzt
wiederholt, rufe Ich zu Gott dem Herrn, Er wolle mit seinem
allmächtigen Amen die Gelübde bekräftigen, die eben erschollen
sind, die jetzt erschallen werden, die Gelübde, die Ich zu Kö-
nigsberg gesprochen, die Ich hier bestätige. — Ich gelobe, Mein
Regiment in der Furcht Gottes und in der Liebe der Menschen
zu führen, mit offenen Augen, wenn cs die Bedürfnisse Meiner
Völker und Meiner Zeit gilt, mit geschlossenen Augen, wenn es
Gerechtigkeit gilt. Ich will, soweit Meine Macht und Mein
Wille reichen, Friede halten zu Meiner Zeit — wahrhaftig und
mit allen Kräften das edle Streben der hohen Mächte unter-
stützen, die seit einem Viertel-Jahrhundert die treuen Wächter
über den Frieden Europa's sind. Ich will vor Allem dahin trach-
ten , dem Vaterlande die Stelle zu sichern, auf welche es die
göttliche Vorsehung durch eine Geschichte ohne Beispiel erhoben
hat, auf welcher Preußen zum Schilde geworden ist für die
Sicherheit und die Rechte Deutschlands! In allen Stücken will
Ich so regieren, daß man in Mir den echten Sohn des unver-
geßlichen Vaters, der unvergeßlichen Mutter erkennen soll, deren
Andenken von Geschlecht zu Geschlecht im Segen bleiben wird.
Aber die Wege der Könige sind thränenreich und thränenwerth,
wenn Herz,und Geist ihrer Völker ihnen nicht hülfreich zur Hand
gehen. Darum, in der Begeisterung Meiner Liebe zu Meinem
herrlichen Vaterlande, zu Meinem in Waffen, in Freiheit und
Gehorsam gebornen Volke, richte Ich an Sic, meine Herren,
in dieser ernsten Stunde eine ernste Frage. Können Sie, wie Ich