1831 -
Brandenburg
: Wiesike
- Autor: Rochow, Friedrich Eberhard von
- Hrsg.: Türk, W. E. von
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Lesebuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Dich anzuschaffen. In seinem Garten standen zwei
große Aepfelbäume von der Art, die man Vorsdorfer
nennt, die hatte noch sein Vater gepflanzt. Seit eini-
gen Jahren hatte der Bauer viel Fleiß an die Bäume
gewendet, weil einmal der Prediger von dem Nutzen
der Obstbäume mit ihm geredet hatte. Er hatte da-
schlechte Holz ausgehauen, die Raupennesier vertilgt,
und die Bäume gedüngt. In dem Jahre, da es dem
Bauer so schlecht ging, fingen die Baume wieder an zu
tragen, und brachten über zehn Scheffel große und
schöne Aepfel. Sie waren nicht überall gerathen, und
deswegen so theuer, daß der Bauer jeden Scheffel um
zwei Reichsthaler und sechszehn Groschen verkaufen
konnte.
Seht, so halfen ihm ein paar gut gewartete Bäu-
me, durch Gottes Segen, aus der Noth. Sir. 11,13.
135. Der Seidenbau.
(Ein Gespräch.)
Kunz. Wie kommt es wohl, daß unser Küster so'viele
häßliche Seidenwürmer hält?
Wilhelm. Weil sie ihm großen Vortheil bringen.
Kunz. Ist denn dabei Vortheil, Gevatter?
Wilhelm. Freilich: denn die Arbeit dauert nur
sechs bis sieben Wochen, und dann verkauft er wohl
zuweilen dreißig Pfund Seide, das Pfund zu sechs Tba-
lern — das betragt einhundert achtzig Thaler *). Die
Arbeit aber können alte zur Feldarbeit unverniögende
Leute und Kinder verrichten. Und jeder Bauer hat Platz
dazu, wenn er einen Boden hat.
Kunz. Ich möchte wissen, wie man das macht?
Wilhelm. Unser Schulmeister weiß es, und wei-
set es einem jeden Kinde in der Schule. Die Haupt-
*5 Es ist jetzt im Jahre 1825 wirklich ein Küster und Schul-
lehrer in Stücken, der im Jahre 1324 für 212, 1325 für
182, im I. 1826 für beinahe zoo Thlr. Seide verkaufte;
und man sollte vielleicht jetzt, wo das Getreide so wohlfeil
ist, wo also ein Morgen Sandland mit Maulbeerbäumen
bepflanzt, vermittelst des Seidenbaues einen weit höheren
Ertrag geben dürfte, als weun man ihn mit Kogge» bestellt,
— den Seedenbau «ehr betreiben.