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1. Hand-Fibel - S. 47

1868 - Berlin : Stubenrauch
47 Vater. Auf diese Weide'kann niemals ein Wölk kommen; und dann haben sie auch einen Hirten, der über sie wacht. Anton. Einen Hirten? kann denn der auf so viele Schafe Acht geben? Wie sieht er denn aus? Vater. Der trägt ein schönes, helles, weißes Kleid, das wie Silber glänzt und niemals schwarz wird. Denn ob er wohl weit länger, als taufend Jahr die Heerde bewacht hat, so ist er doch nie eingeschlafen und hat sein Kleid nie ausgezogen. Er bleibt stets hell und munter, und sein Kleid inimer rein. Emil. Nein, daraus kann ich nicht klug werden; das muß ein närrischer Mann sein. Lida. Der muß ja weder stehen noch gehen können, und blind sein, wie der alte Tobias da drüben, der doch erst achtzig Jahr alt ist. Vater. Er steht nie still, sondern geht immer unter seinen Schafen umher; auch ist er nicht blind, sondern sieht sehr hell. Laura. Vater, er schläft gewiß, und du sagst nur so, damit wir nicht so lange schlafen sollen. Er kann auch schlafen; denn seine Hunde werden schon die Heerde bewachen. Vater. Seine Hunde? Hunde hat er gar nicht und braucht auch keine. Laura. Aber eine Schalmei hat er doch und bläst darauf? Vater. Eine Schalmei zwar nicht, aber ein schönes, silbernes Horn; blasen kann er aber nicht, und das Horn giebt auch keinen Ton von sich. Anton. Nun, das kommt immer wunderlicher. Ein Hirt mit seinen Schafen, die über tausend Jahr alt sind, der ein Horn hat und nicht blasen kann, der nie schläft und immer munter ist — das begreif' ich nicht. Emil. Vater, in welchem Lande liegt denn die Wiese, wo die Wunderschafe gehen? Vater. Sie liegt in gar keinem Lande, sondern geht über alle Länder weg. Lida. In der Lust also, Vater, in der Lust? Vater. Ja, da liegt sie. Lida. Aber wie kommen denn die Schafe dahin? sie können doch nicht fliegen? Vater. O ja, meine Schafe können in der Luft umher spazieren und fliegen und fallen nicht herunter. Anton. Nun, die möcht' ich fliegen sehenl Vater. Du kannst sie alle Tage sehen. Wenn es Abend wird, kommen sie zum Vorschein und weiden die ganze Nacht. Emil. Ach! nun weiß ich, wer die goldenen Schafe sind, aber der Hirt — Vater. Der ist auch bei den Schafen, und wenn ihr ihn sehen wollt,- so seht einmal zum Fenster hinaus, denn dort kommt er heraus. Alle Kinder. Der Mond! der Mond! O, nun wissen wir's, und die Sterne sind die Schafe, und die blaue Wiese ist der Himmel! Du hast es uns aber zu schwer gemacht, Vater! Aber noch eins; es war so hübsch, noch eins! Vater. Morgen, Kinder!
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