1868 -
Berlin
: Stubenrauch
- Autor: Büttner, Adolf
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 20
- Sammlung: Fibeln vor 1871
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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auf ein Pferd und eilen rasch weiter, ihn ut Sicherheit zu
bringen. „Wir haben Schläge gekriegt," sagte er gleich darauf,
„aber müssen's wieder ausbessern!" Und zwei Tage drauf, in
der letzten Schlacht gegen die Franzosen, rief er wieder: „Drauf!
Drauf! Vorwärts!" Und frisch ging's mit den Preußen durch
Regen und Schlamm, bis der Sieg errungen war. Diesen
tapfern Helden hat der König und das Vaterland dankbar ver-
ehrt; er starb 1819, und das Land trauerte um den Heldengreis.
11. Zwei kleine Geschichten von Friedrich Wilhelm Iv.
1. Wie freundlich und gütig der hochselige König auch gegen
arme Leute war, könnt ibr aus folgender Geschichte entnehmen.
Er wollte einst aus oer großen Hauptstadt Berlin nach der
andern Residenzstadt Potsdam fahren. Die Beamten auf der
Eisenbahn wußten, daß der König kommen werde, und er war
auch pünktlich zur Zeit der Abfahrt da. Nun wurde das Zeichen
mit der Glocke geneben, daß die Reisenden einsteigen möchten.
Der König stieg aber nicht ein, auch oann noch nicht, als man
das letzte Mal geläutet hatte, worüber die Beamten nicht wenig
verlegen wurden. Als nun der erste Beamte den königlichen
Herrn erinnern sollte, daß es hohe Zeit zum Abfahren sei, sah
man eine alte Frau mit einem Korbe eiligst herankommen.
Ihretwegen hatte der König mit dem Einsteigen gezögert. Als
sie ankommt, geht der König zu ihr, klopft ihr zutraulich aus
die Schulter und sagt: „Ja, Mütterchen, da wäre sie eben nicht
mit fortgekommen, wenn ich nicht auf sie gewartet hätte."
2. Einst war der König auf der Rerse. In einem Dorfe
wurde er festlich empfangen. Die Schuljugend mit ihrem Lehrer
begrüßte ihn, und em kleines Mädchen sagte ihm ein Gedicht
her, worüber er sich sehr freute. „Du haft deine Sache scbön
gemacht, mein Kind," sagte der hohe, freundliche Herr. „Nun
will ich dir aber auch einige Fragen vorlegen. Wohin gehört
das?" fragte er und zeigte dem Kmde eine Apfelsine. „In das
Pflanzenreich," erwiederte schüchtern das Mädchen. „Wohin
nun das?" fragte der Herr weiter und zeigte auf ein Goldstück.
„Ins Mineralreich," war die Antwort. „Wohin gehör' ich denn,
mein Kind?" war die dritte Frage. Freundlich blickte das Kind
seinen König an und sagte: „Ins Himmelreich." — Da glänzte
eine Thräne in des Königs Auge, und er hob das Mägdlein
empor und küßte es.
12. Dem Könige.
Heil dir im Siegerkranz, Herrscher des Vaterlands! Heil,
König, dir! Fühl' in des Thrones Glanz die hohe Wonne ganz,
Lieblmg des Volks zu sein! Heil, König, dir!