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1. Deutsche Geschichte der Neuzeit - S. 47

1906 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Deutschland am Ende des Dreiigjhrigen Krieges. 47 Das Brgertum besa nicht mehr die Bedeutung und das stolze Selbstgefhl frherer Zeiten; ein demtiges und unterwrfiges, zugleich aber geziertes und frmliches Wesen nahm berhand, und von nationalem Sinn und Selbstbewutsein war an vielen Orten keine Spur mehr vor-Hnden. Auch der Adel stand nicht mehr so selbstndig und trotzig da, wie vor Zeiten; er hatte sich der Macht der Fürsten beugen mssen und bildete sich eben damals vielfach zu einem Hofadel oder, wie in Branden-brg, zu einem Offiziers- und Beamtenadel um. Dafr wurde er aber auch von den Fürsten in hohem Mae gefrdert und mit Vorrechten aus-gestattet; er geno das hchste gesellschaftliche Ansehen und war in jeder Beziehung der erste Stand. Das adlige und hfische Leben aber nahm damals Formen an, die aus dem Auslande erborgt waren; mit der Etikette des franzsischen Hofes bernahm man franzsische Sitten und Moden, franzsische Kleider und Percken; die franzsische Sprache wurde die Sprache der feinen Welt, und wer deutsch sprach, glaubte sich dann am geschmackvollsten auszudrcken, wenn er mglichst viele Fremdwrter an-wandte. Das geistige Leben war berhaupt durch den Krieg auss schwerste Das geistige betroffen worden. Am schlimmsten war die geistige Roheit bei dem Bauernstande. Aber auch das hhere Schulwesen und die Wissenschaft nahmen erst allmhlich wieder einen Aufschwung. Aberglaube war weit verbreitet; der Hexenaberglaube insbesondere war allgemein, und zahllose Frauen und Mdchen wurden als Hexen verbrannt. Gegen den Gebrauch der Folter vor Gericht, durch die man auch Unschuldigen oft ein Gestndnis abprete, hatte sich noch keine Stimme erhoben. Die deutsche Literatur der Zeit, als deren Vertreter der durch Deutsche das Buch von der deutschen Poeterey" berhmt gewordene Martin atteratur' Opitz und die Dichter der beiden schleichen Dichterschulen zu nennen sind, trgt den Charakter des Gelehrten und Gezierten, wodurch sie von dem volkstmlichen Zuge, wie er die Literatur des vorigen Jahrhunderts beherrschte, scharf geschieden wird. Volksmig und wahr blieb fast allein das deutsche Kirchenlied, unter dessen Dichtern Paulus Gerhardt hervorragt. Das religise Interesse blieb berhaupt, wenigstens im deut-schen Brgerstande, ernst und echt; und wenn das Luthertum unter der Herrschaft einer einseitig die strenge Rechtglubigst betonenden Richtung in eine Art von Erstarrung geraten war, so entwickelte sich ein neues, reiches Leben durch den Pietismus, der in der zweiten Hlfte des Jahr- Pietismus. ' Hunderts entstand und dessen bedeutendste Männer Spener und August Hermann Francke waren.
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