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1. Für mittlere Klassen - S. 202

1868 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
202 eine Lage ist. Die Bedeutsamkeit muß auch ersetzen, was der Lage au malerischer Schönheit abgeht: denn von beiden Ufern aus dehnen sich breite Ebenen und steigen erst in geraumer Entfernung und nur lang- sam und stufenweis empor. Für den Fremden am günstigsten, um schon vor dem Eintritt in Sevilla selbst das Bild des Ganzen in sich aufzunehmen, ist der Weg von Cordova her. Wie allmählich über einzelne Hügelränder die große Ebene sich hinabsenkt, dämmert von weitem die Stadt auf und entfal- tet sich immer deutlicher, bis man, ihr schon ganz nahe, zu dem letzten gemächlichen Abfalle gelangt ist. Hier schreitet, links neben der Land- straße, die Bogenreihe einer Wasserleitung auf die Mauern zu, Kirche an Kirche ragt aus dem Häusermeer hervor, und über allen die Kathe- drale mit ihrem hohen Glockenthurme; rechts in der Ferne schwingt sich der Guadalquivir, und weiter hinten verfließt die Ebene wie endlos hinaus in Lust und Duft. Aber dieser Weg wird nur seltener eingeschlagen. Denn die Straße, wenn schon besser als in manch anderer Gegend, ist immer noch schlecht genug, und schlecht, unbequem, langsam sind auch die Fahrgelegen- heiten. Dazu noch der Mangel an landschaftlicher Anmuth. Was eine Ebene einzig schmücken kann, Büsche, Bäume, Wald, die mit der Mannigfaltigkeit des Grüns sie überkleiden, und die Linie des Gesichts- kreises wechselnd brechen, das fehlt der Ebene des Guadalquivir. Kaum daß jene Hügelsäume der graue Schleier von Oelbaumpflanzungen über- zieht: alles Uebrige liegt in eintöniger Kahlheit da, und, wenn die Frucht auf den nicht häufigen Aeckern nach frühzeitiger Reife geerntet ist, in steppenartiger Entfärbung. Das einzige Grün, das die Ebene dann noch zeigt, ist das gelb- oder graulichblasse der Kriechpalme, die als wucherndes Unkraut 'weite Strecken einnimmt, des Feigencactus, der, felderweis gebaut, seine eßbaren Früchte reif kocht am glühenden Strahl, oder der Aloestauden, die mit den starren, stachlichteu, riesenhaften Blättern einen undurchdringlichen Hag um Felder und Gehöfte ziehen und absterbend dorren, wenn sie eben am schönsten gewesen sind, wenn sie bis zwanzig, dreißig Fuß hoch den vielarmigen Leuchter ihrer gelben Blüthen getrieben haben. Und so ist Spanien fast überall; fast überall baumlos und dürr, wo nicht an quellenreichern Gebirgsabhängen das Erdreich ohne Zuthun des Menschen sich mit Halm und Baum bekleidet. Wie dankbar es aber ist, wo der Mensch dazu thut, das zeigen im grünen Laub die goldenen Früchte und die dunkelrothen Trauben Malagas, das die Perl- men und Maulbeerbäume, die Wiesen und Reisfelder des Gartens, der von Valencia bis an die Berge sich hinaufzieht, das die Baumgänge und die Blumenbeete, welche selbst die Klippe Gibraltar zu einem Garten machen und, wie da blanke Geschütze zwischen hohen Geranien stehen, zu einem Bilde des Kriegsgottes, der in Blumen schlummert. Aber es sind Aus- länder, die solchen Schmuck nach Gibraltar gebracht haben, und so in Malaga die edle Baumzucht fördern; es sind die arabischen Vorfahren, von denen Valencia seine Leben spendende Bewässerung, die Becken im Gebirge, die Gräben in die Thalfläche herab und durch die Fläche, geerbt hat. Auch das Land um Sevilla ist einst dem ähnlich ein Gar- ten gewesen, und der Anbau ist, da hier noch die Tausende von Dör- fern lagen, selbst in wissenschaftlichem Sinne von der Stadt aus über-
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