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1. Geschichte des deutschen Volkes - S. 18

1905 - Berlin : Vahlen
18 Gtterglaube 6er alten Germanen. 17-18. Mensch oder ein Volk glaubt, oft am besten sein Charakter dar. Wir lernten bereits oben ( 1) die religisen Anschauungen unserer Urahnen, der Arier, kennen: sie liegen in gemeinsamen Zgen auch dem spteren, aus-gebildeten Gtterglauben der Inder, Griechen und Germanen zugrunde. Es waren die Krfte der Natur, die sie unter den riesigen Bumen, an rauschen-den Strmen, auf weitblickenden Hhen und in schauerlichen Waldschluchten verehrten; indes hatten diese Naturkrste auch bei unseren Vorfahren bereits persnliche Gestaltungen angenommen, freilich nicht in so vollendetem Grade, wie dies bei den Griechen geschehen ist. Und noch heute leben solche Ge-stalten unserem Volke unbewut in Mrchen und Sagen, im Zauber-spuk und Gespensterglauben unter uns fort und lassen uns schlieen auf die einst von unseren Vorfahren verehrten Götter. Als Himmels- und Sonnengott wurde ursprnglich Ziu (bei den Sachsen Saxnot) verehrt, dessen Name sich lautlich genau mit dem Dyaus der alten Inder, dem Zeus der Griechen und dem Jupiter der Rmer deckt. Den kriegerischen Stmmen der Deutschen wurde er jedoch bald zum Gott des Kriegs und als solcher spter wieder durch einen anderen Gott verdunkelt, durch Wodan oder Wuotan. Als Gott des Windes fuhr dieser im brausenden Wetter hoch zu Ro durch die Luft einher, begleitet von dem wtenden Heer, gleich dem wilden Jger, der sein Abbild in der Sage ist; aber er schtzte auch alle Kultur, war der Gott der Dichtung und der Heil-kunst, erfllte den Wunsch und spendete den Sieg. Da Ro war ihm heilig und wurde ihm als Opfer dargebracht. In scheuer Ehrfurcht schauten die Deutschen zu Donar (in Norddeutschland Thuner) auf, dem Gewittergott, der aus seinem roten Bart die Blitze blies und in hochragender, jugendschner Gestalt auf dem Wolkenpfade dahinfuhr. Den Menschen ist er ein segenbringender Gott, der Beschtzer des Ackerbaus, der Begleiter der Ehe, der Gott des Eigentums. Ihm ist der hochragende Baum, die Eiche, geheiligt und die rote Eberesche; unter den Tieren der Fuchs und das Eichhrnchen. Auerdem ward auch eine Todes-, Wind- und Erd-gttin verehrt, der, wie dem Wodan, vor allen in den Zwlfnchten das Sturmlied vorausklingt; sie kommt unter verschiedenen Namen vor: in Norddeutschland als Frija, Frea, in mitteldeutschen Gegenden als Holda (Frau Holle), in Sddeutschland als Perchta (Frau Bertha). Menschlicher gedacht ist sie die Spinnerin, die Gttermutter, die Haus und Herd segnet und bei der die noch ungeborenen und die wieder gestorbenen Kinder weilen. Die freundlichen und feindseligen Krfte der Natur finden mannig-fache Gestaltung, besonders in den Zwergen, die die Hter der unter-irdischen Schtze und Meister feiner Erzarbeit sind, sowie in den un-holden Riesen, den alten Herren der Erde, den Feinden der Götter und Menschen. 18. Das sind die einfachen Grundstze der deutschen Natur-religion; majesttischer, gleichsam in ein Heldenlied verwandelt, erscheint dieser Naturdienst bei unseren nordischen Stammesbrdern, vor allem in dem von Norwegen aus besiedelten Island. Bei ihnen hielt sich das Heidentum Jahrhunderte lnger als bei uns und ward durch das Lied der Snger, der Skalden, nur immer herrlicher ausgebildet. Gedichte dieser Art sind die Heldenlieder der Edda, von denen die ltesten im 9. Jahrhundert ent-standen sein mgen. Da thront Odin Wodan auf dem Hochsitz in Walhalla, im Goldhelm und Goldharnisch; auf seinen Schultern sitzen die Raben Hugin und Munin (Gedanke und Erinnerung), die ihm tglich
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