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1. Geschichte des deutschen Volkes - S. 240

1905 - Berlin : Vahlen
240 Der Bauernkrieg. 347349. Kiedens willen ein Billiges gefallen zu lassen. Aber bald gingen die Auf-stndischen im bermut des ersten Sieges weiter; die verwegensten unter ihren Fhrern faten wie frher die Reichsritter den Gedanken, das ganze Reich umzugestalten. Einen Kaiser wollte man an der Spitze lassen aber sonst Fürsten, Ritter, geistliche Herren, Burgen und Klster abtun: das nannten sie in ihrer Sprache das Evangelium handhaben. 348. Bald begingen die zgellos werdenden Massen unmenschliche Grausamkeiten: den Grafen von Helfenstein, der zu Weinsberg sa, nahmen sie gefangen und jagten ihn in die Speere; dann hausten sie in den Klstern und Schlssern Schwabens und Frankens mit Brand und Raub. Sie er-oberten Hellbronn und wollten es zur Hauptstadt ihres neuen Reiches machen. Immer mehr schwanden Ordnung und Zucht in den Haufen; die frchterlichste Umwlzung drohte dem Reich. Da ermannten sich die Fürsten, deren Stellung am meisten bedroht war. Der Truchse von Waldburg, der Feldhauptmann des schwbischen Bundes, trieb die ungebten Haufen zuerst im Algu, dann im Hegau nach leichtem Kampf auseinander. Dann schlug er den Neckarhausen, während der strkste, der in Franken und im Odenwald, von ihm in Verbindung mit den Kurfrsten von der Pfalz und Trier vernichtet wurde. Fast noch unmenschlicher als vorher die Bauern selbst wtete dann die Rache der Sieger. 349. Um dieselbe Zeit fanden hnliche Bewegungen in Thringen statt, nur da sie hier einen mehr theokratischen Charakter trugen und mehr von einem verwegenen Manne ausgingen und geleitet wurden. Dies war Thomas Mnzer, ein Gelehrter, der sich einst als Prediger in Zwickau den Schwarmgeistern ( 344) angeschlossen und deshalb seine Stelle verloren hatte. Ihm war Luther zu unentschieden. Laut und frech predigte er gegen den Dr. Lgner, gegen das geistlose, sanft lebende Fleisch zu Wittenberg". Eine neue geistliche und weltliche Ordnung der Dinge sollte eingefhrt, alle Stnde, alles Vermgen gleich gemacht werden und nur die prophetische Er-leuchtung fortan das Zepter führen. Mit solcher Predigt gewann er die leichtbewegliche Menge; er setzte sich in Allstedt in Thringen fest und ging dann nach vorbergehendem Aufenthalt in dem damals schon von der Bewegung der Bauern aufgewhlten Sddeutschland nach Mhlhausen ( 255), wo inzwischen die niederen Brgerklassen die Macht des Rates ge-brachen und eine Mnzers Sinn entsprechende Verfassungsnderung durch-gefhrt hatten. Hier begann er nun sein himmlisches Jerusalem auf Erden aufzurichten. _ Zwischen Harz und Thringer Wald sielen ihm die Bauern zu. Die Ruinen verbrannter Klster am Fu beider Gebirge (Paulinzelle, Walkenried) bezeichnen die Ausdehnung der damaligen Verwstung. Aber bald traten ihm ohne Unterschied ihrer religisen Ansichten die Fürsten ent-gegen. Johann von Sachsen, seit wenigen Tagen Kurfürst ( 351), und Philipp von Hessen, beide der Reformation zugetan, Heinrich von Braunschweig und Georg von Sachsen, beide deren bittere Feinde, fhrten reisiges Volk gegen Mnzers Bauern. Umsonst entflammte Mnzer, der Mann mit dem Schwert Gideons", in wildbegeisterter Rede auf den Regenbogen weifend, der eben am Himmel stand, die Gemter der Seinen, die bei Frankenhausen (im Schwarzburgischen) eine Wagenburg geschlagen hatten. Leicht trieben die Fürsten die Heerhaufen auseinander; Mnzer selbst, aus einem Versteck hervorgezogen, wurde ge-foltert und endete auf dem Blutgerst (1525). Bald war der Aufstand berall niedergeworfen. Der Bauernstand hatte sein Los eher verschlimmert
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