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1. Geschichte des deutschen Volkes - S. 355

1905 - Berlin : Vahlen
Die franzsische Revolution und ihre erste Einwirkung auf Deutschland. 535536. 355 drckten Lande und auf Ludwig Xvi., dem unglcklichen Spro schuld-befleckter Vorfahren. Eine unermeliche Schuldenlast und infolge davon unerschwingliche Steuern, die noch dazu fast allein vom dritten Stande, dem der Brger und Bauern, aufgebracht werden muten und sich nicht auch auf die beiden ersten Stnde, den Adel und die Geistlichkeit, gleich-mig verteilten, auerdem die Erschtterung des Glaubens, die Mi-Handlung des einst so treuen Volks, die nach dem Beispiele des Hofs einreiende Sittenverderbnis: dies alles wirkte zusammen, eine Revo-lution vorzubereiten, und das Knigspaar, der fromme und sittenreine, aber schwerfllige und unentschlossene Ludwig Xvi. und seine weit befhigtere, aber im leeren Getriebe des Hoflebens aufgehende Gemahlin Marie An-toinette, die Tochter Maria Theresens, waren nicht geschaffen, den drohenden Sturm zu beschwren. Um fr die Geldverlegenheiten Abhilfe zu schaffen und eine gerechtere Verteilung der Steuerlast herbeizufhren, wurden endlich 1789 die alten Stnde des Reichs, die Generalstaaten (etats gneraux), nach Versailles berufen, die seit 175 Jahren nicht mehr versammelt gewesen waren. Bald gewannen unter diesen die Vertreter des dritten Standes (tiers etat), von Mnnern wie Mirabeau, Sieyes, Lafayette geleitet, die Oberhand; sie erklrten sich als verfassunggebende Nationalversammlung (Assemblee nationale Constituante), luden die Vertreter der beiden andern Stnde zum Anschlu ein und schwuren, als der König ihnen entgegentrat, nicht auseinander gehen zu wollen, ohne dem Reiche eine Verfassung gegeben zu haben. Ein Volksaufstand in Paris, dem die Bastille, das alte Staats-gefngnis Frankreichs, zum Opfer fiel (14. Juli), und ein zweiter, der damit endete, da ein wster Volkshaufe den König und seine Familie von Ver-sailles nach Paris fhrte (5. und 6. Oktober), frderten die Bestrebungen der Nationalversammlung, in die inzwischen die Abgeordneten des Adels und der Geistlichkeit, wenigstens zum groen Teil, wirklich eingetreten waren. Sie stellte nun wirklich eine neue, eine monarchisch-konstitutionelle Verfassung auf, die freilich die kniglichen Rechte schon auf das geringste Ma herabdrckte. Neben ihr aber stand, vor allem durch den Jakobiner-klub und den Klub der Cordeliers vertreten, bereits eine offen republi-kanische Partei, gelenkt von Robespierre, Danton, Marat, Camille Desmoulins u. a., der besonders die Kommune, d. i. die Stadt Paris mit ihrem sich immer mehr geltend machenden Pbel, zujauchzte. Durch die schnell wachsende aufrhrerische Stimmung in seiner Sicherheit bedroht, machte der König im Juni 1791 einen Fluchtversuch, der aber milang. 536. Bald daraus ging die verfassunggebende Nationalversammlung auseinander, und eine neue, aus demokratischen Wahlen hervorgegangene trat an ihre Stelle, die gesetzgebende (Assemblee nationale legislative), welche die von der ersten Versammlung aufgestellte Verfassung ins. Leben führen sollte. In ihr hatte bereits eine republikanische Partei, die der sogenannten Girondisten, die Oberhand. Diese trieb die Sache zum Bruche und verwickelte absichtlich Frankreich zunchst mit Deutschland in einen Krieg, zu dem die lrmenden Herausforderungen der bei Clemens Wenzel ( 514) in Trier und Koblenz weitenden Emigranten freilich erwnschten Anla boten. Die Lage des Knigs wurde dadurch nur schlimmer, da man in den eindringenden Feinden feine Bundesgenossen erblickte. So kam es denn am 10. August 1792 zu einem planmig angelegten Angriff des Pbels auf die Tuilerien. Die knigliche Familie mute in der Nationalversammlung Schutz suchen, die den König seiner Gewalt entkleidete 23*
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