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1. Geschichte des deutschen Volkes - S. 448

1905 - Berlin : Vahlen
448 Preußen unter Friedrich Wilhelm Iii. 707-709. nicht als das Land der starren Reaktion in dem liberalen Sddeutschland ausgeschrieen werden knnen. Es war neben dem Widerspruch der hohen Beamten, die eine Strung der straffen Ordnung frchteten, und der adligen Heisporne, die am liebsten die alten Stnde aus der Zeit vor dem Groen Kurfrsten ( 456) wiedergehabt htten, vor allem Metternichs Einflu der den König mit den schlimmen Erfahrungen in Sddeutschland, mit der Gefahr, die in jeder Verfassung liege, so weit schreckte, da Friedrich Wil-heim Iii. die Berufung von Reichsstnden vertagte und nur Provinzial-stnde zugestand. Ihre Gestaltung, die das knigliche Gesetz vom 5. Junr 1823 ordnete, gab der Ritterschaft bei den Abstimmungen ein entschiedenes-bergewicht, aber freilich waren die Befugnisse der Stnde berhaupt nur sehr gering. Nur fr die Verwaltung der eigenen Provinz war ihnen eine gewisse Mitwirkung eingerumt, jede Verffentlichung der Verhandlungen streng unter-sagt. Wer fr Preußen in der Gewhrung einer Verfassung groe Gefahren sah, der konnte zufrieden sein mit dem, was geschehen war, und Metternich konnte sich sagen, da wieder einmal sterreich der Gefahr entgangen war, von Preußen in Deutschland berholt zu werden; aber die Preußen und Deutschen, die von dem preuischen Staate das Heil fr Deutschland er-hofften oder auch nur an Preuens Stellung im Befreiungskriege dachten, die waren schwer enttuscht. Es war damals (1824), als der zweite Sohn des Knigs, der sptere Kaiser Wilhelm I., schrieb: Htte die Nation (gemeint ist Preußen, wie das Folgende zeigt) 1813 gewut, da nach elf Jahren von einer damals zu erreichenden und wirklich erreichten Stufe des Glanzes, Ruhmes und Ansehens nichts als die Erinnerung und keine Realitt brig bleiben wrde, wer htte damals wohl alles aufgeopfert, solchen Resultates halber?" 708. Blieb so die nationale Aufgabe Preuens noch unerfllt, so pflegte es doch sonst den Fortschritt auf allen Gebieten, und dadurch gelang es ihm, die so verschiedenen Stmme, die ihm einverleibt waren, schnell zu einem Ganzen zu verschmelzen. Handel und Industrie, Acker-bau und Gewerbe wurden begnstigt. Daneben freilich bedurfte Preußen, um seine Stellung unter den europischen Mchten zu bewahren, einer sehr gesteigerten Kraftanspannung und deshalb eines groen stehenden Heeres, dessen Kriegstchtigkeit mit allem Eifer auch im Frieden erhalten werden mute. Deshalb waren die allgemeine Wehrpflicht und die Land-wehr schon 1814 durch Gesetz zu dauernden Einrichtungen gemacht worden. Aber auch fr die geistige Bildung ward rastlos gearbeitet. Fr den Volksunterricht wurde in umfassender Weise gesorgt: Preuens Schulwesen ward damals mustergltig fr fast alle gebildeten Völker. Eben-so wurde der hhere Unterricht gefrdert; zu den alten Universitten ward am Rhein Bonn neu gegrndet, und die Berliner Universitt erfreute sich fortwhrend einer hohen Blte. Die Residenz schmckte sich mit neuen schnen Bauten und Bildsulen. Im Geiste edler Vershnlichkeit auf religisem Gebiet ward auf des Knigs eigensten Betrieb beim dritten Reformationsjubilum die evangelische Union zwischen Lutheranern und Reformierten gestiftet (1817). 709. I. Von grerer Wichtigkeit aber war es, da Preuens Regierung zunchst fr den Handel und Verkehr eine Einheit in dem ganzen Deutsch-land auer sterreich, das seiner besonderen Verhltnisse wegen nicht beitreten konnte, herzustellen begann. Preußen hatte schon 1818 im eigenen Lande alle Binnenzlle aufgehoben, dagegen seine bisher offene Landesgrenze zu einer
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