Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Geschichte des deutschen Volkes - S. 473

1905 - Berlin : Vahlen
Das Jahr Is. 739-740. 473 um den Thron versammelten Landtage bot der König die Hand zur Ver-fhnung: die Regierung suchte, nachdem der Erfolg die Erneuerung des Heeres so glnzend gerechtfertigt hatte, Indemnitt dafr nach, da sie in den letzten Jahren ohne Zustimmung der Volksvertretung den Staats-haushlt gefhrt hatte, und das Abgeordnetenhaus gewhrte sie mit sehr groer Mehrheit: der Friedensschlu, der hier vollzogen wurde, war von allen der schnste und segensreichste. Und als nun, am 20. und 21. Sep-tember, die siegreichen Scharen in Preuens Hauptstadt einzogen, durch das festlich geschmckte Brandenburger Tor, die Linden herab, vorbei an all den erbeuteten Geschtzen und anderen Siegestrophen vor das Knigs-schlo, wo das Riesenbild der Borussia den Siegeskranz bot und die un-vergleichliche Reihe der Regenten aus dem Hohenzollernstamme in rasch ge-schaffenen Bildsulen auf die Krieger herabschaute, als dann zum Schlu der Feier das erhebende Tedeum an derselben Stelle von dem Dome erklang, wo es einst 1814 erklungen war: da wute jedes Herz, da der Tag deutscher Einheit, der so lang ersehnte, nahe sei. 740. Die Schpfung, die den Kmpfen des Jahres 1866 entsprang, war der Norddeutsche Bund, geschlossen unter der obersten Leitung Preuens von smtlichen deutschen Staaten nrdlich des Mains (18. und 21. August). Um nach dem vorgelegten Entwrfe der vereinigten Regie-ntngen die Verfassung des Bundes zu beraten und zu vereinbaren, trat am 24. Februar 1867 der aus allgemeinen direkten Wahlen hervorgegangene Reichstag des neuen Bundes zusammen. Dank dem patriotischen Ernst, mit dem die in ihm versammelten Männer ihre Aufgabe ergriffen, und der Bereitwilligkeit, mit der die Volksvertretung und die Regierungen so manche Wnsche zum Opfer brachten, konnte schon am 17. April desselben Jahres die Vollendung des wichtigen Werkes im Reichstag feierlich verkndigt werden. Das erbliche Haupt des neugeschlossenen Bundes war der Trger der preuischen Krone. Er hatte das Recht, Krieg zu erklären, Frieden und Vertrge zu schlieen und den Bund nach auen zu vertreten; er ernannte den obersten Leiter der Bundesangelegenheiten, den Bundeskanzler, und war der Bundesfeldherr der gesamten norddeutschen Wehrkraft zu Wasser und zu Lande. Von ihm wurden der Bundesrat und der Reichstag berufen. Jener, dem das Recht zustand, alle Gesetze vorzuberaten und zu genehmigen, bestand aus den Bevollmchtigten der verbndeten Staaten und zhlte 43 Stimmen, von denen Preußen allein 17 hatte. Der Reichstag, aus allgemeinen direkten Wahlen hervorgegangen (auf 100 000 Seelen sollte ein Abgeordneter kommen), hatte die Rechte der Volksvertretung in einem konstitutionellen Staate ( 713). Der Bundesgesetzgebung unterlag das Mnz- und Zollwesen, das gesamte Verkehrswesen, vor allem Post und Telegraphie, dazu Handels- und Strafrecht. So war eine Einheit in wesentlichen Punkten des Volkslebens hergestellt; im brigen waltete jeder Staat frei der seine inneren Angelegenheiten. Whrend der Reichstag noch tagte, wurden auch die Schutz- und Trutzbndnisse verffentlicht, die Wrttemberg, Baden und Bayern (schon am 13., 17. und 22. August 1866) mit Preußen abgeschlossen hatten, sowie eine am 17. Mrz 1867 mit dem Groherzogtum Hessen-Darmstadt abgeschlossene Militr-konvention. Und so war die Zeit herbeigekommen, wo unser deutsches Vaterland durch seine Gesamtkraft seinen Frieden, sein Recht und seine Wrde zu vertreten imstande war"*). *) Worte der Thronrede beim Schlu des Reichstages am 17. April 1867.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer