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1. Die Töchterschule - S. 236

1824 - Leipzig : Fleischer
236 der Ausführung der That Nachricht von ihrem Schritte zu ge- den, und gemeinschaftlich mit dem Bruder um Vergebung für den ersten Ungehorsam oder den ersten Beweis des Mißtrauens zu bitten. So kann auch der gute Mensch durch die Stärke seines Gefühls leicht zu einem Unrecht verleitet und irre geführt werden 1 Ferdinand umarmte seine Schwester, und sie verschworen sich nun auf Leben und Tod. Beide traten an einem Tage in eine Freischaar der Jager Schlesiens, und waren von die- sem Augenblick an unzertrennlich, Luise traute auf den Bei- stand des geliebten Bruders, wo die Schwäche ihres Geschlechts Schutz und Hülse ersodern könnte; und Ferdinand war ent- schlossen, für seine gute Schwester Leben und Blut eben so wil- lig aufzuopfern als für sein Vaterland. Solche Gesinnungen drückten sie in den vertrauten Briefen aus, die sie dem guten Vater in jeder Mußestunde schrieben, der sich nach und nach über den zwiefachen Verlust beruhigte, da er sein Vaterland und seinen König nicht minder als seine Kinder liebte. — Die Heere drangen indessen vorwärts, und die Unzertrennlichen er- trugen standhaft-alle Beschwerden des Wetters und des Man- gels, und bestanden glücklich alle Gefahren der Schlachten. Bei Leipzig aber hatte das Schicksal ein Anderes über unsere Luise verhängt. Das heldenmüthige Mädchen war am 18ten Oktober in das Schlachtgewühl gezogen, und wurde mit der Schaar zum Einhauen auf ein Bataillon feindlicher Infanterie beordert. Ein feindlicher Grenadier zuckte das Bajoner, um es ihrem Bruder in die Brust zu stoßen. Luise sprengte herbei, und ihr Säbel streckte den Soldaten zu ihren Füßen nieder. Kaum konnte ihr Ferdinand danken, so warfen sich zwei Sol- daten vom Französischen Fußvolk gegen das Pferd des tapfern Mädchens, und durchbohrten dem treuen Thiere die Brust. Luise stürzte zur Erde, aber Ferdinand vertheidigte sie durch den Sabel, bis sie Zeit gewann, sich selbst wieder in Verthei- digungsstand zu setzen, und mit Hülfe eines herbeieilenden Ja- gers gelang es ihm, seine Schwester zu retten. Großmüthig ließ sieden Ueberwundenen, was sie hatten, wahrend sie mit ihnen hinter der Fronte zurückblieb, wo sie zu verweilen beschloß, bis sich ihr ein Beutepferd zur Fortsetzung des Kampfes dar- bieten würde, wozu Ferdinand ihr behülflich seyn wollte. Plötz-
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