1827 -
Breslau Breslau
: Graß
- Autor: Kelch, Johann August, Harnisch, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
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feinen Orbis pictus schrieb; allein die Sache steht an-
ders. Der Zögling soll in seiner innern Geistesstimmung
nicht bloß um eine Oktave erweitert, sondern er soll ge-
reinigt, recht gestimmt werden, und dazu bedarf es
denn mehr, als uns die erweiterte bürgerliche Welt giebt.
Es bedarf gerade das Gegentheil von der Erweiterung, der
Verengung; denn nichts macht den Zögling für die Zu-
kunft unglücklicher und ungeschickter, als eine zu frühe
Erweiterung. Was soll kräftig werden, das ist zurück
zu halten. Die Kamtschadalen ziehen die guten Laufhunde
in engen Höhlen, und fast alle große Männer haben ihre
Größe in einem Jugendgefängniß, wie z. B. Friedrich
der Große und Friedrich mit der gebißnen
Wange, oder in einem engen häuslichen Kreise erhalten.
Selbst die Fabeln lehren dies, indem sie häufig einen soge-
nannten Dümmling vorführen, der in der Weite und
Breite seinen Brüdern sehr nachsieht; aber, wenn es zu
einer bestimmten That kommt, rüstig Hand ans Werk legt,
während die Klüglinge die Sache herausphilosophiren woll-
ten. Auch die heilige Schrift sagt es: „daß die Letzten
werden die Ersten seyn." —
Hier soll damit weiter nichts nachgewiesen werden, als
daß unsere Schulmänner und Erzieher bei der Ueberhand-
nahme des Stoffes zur Weltkunde und bei der leichten Zu-
gänglichkeit dazu vorsichtig seyn mögen, damit nicht eine
Magenverdorbenheit entstehe (ne quid nimis). Die
Massen dürfen bei keinem Untcrrichtsgegenstande den
Lehrer, viel weniger den Zögling überwältigen; beide
sollen immer die Herren bleiben von der Welt, wie sie
geschaffen sind, und sich immer mehr dazu wieder machen
durch Erlösung und Heiligung. Gehörige Schranken, feste
und sichere Gränzen können nur die Herrschaft erhalten;
denn wer zu viel will, der erhält zuletzt nichts; so wie in
einer Fabel ein Hund dos Stück Fleisch, was er im Munde