1827 -
Breslau Breslau
: Graß
- Autor: Harnisch, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
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rech Ii., Heinrichs Sohn, als Gegenkönig gestellt, der von
1216 bis 1260 herrschte. Dieser versplitterte auch seine
Kraft mit Päbstlichen Händeln, machte einen Zug nach
Palästina, kehrte schnell zurück und zwang 1230 den Pabft
zum Frieden. Seinen Sohn, der sich gegen ihn empörte,
nahm er gefangen, hielt 1236 einen großen Reichstag zu
Mainz, bekriegte die lombardischen Städte, und war so
beschäftigt mit Welschen Angelegenheiten, daß, als 1241
die Mongolen nach Schlesien eindrangen, er nichts thun
konnte. Alles gerieth unter ihm zuletzt in Unordnung, und
alle diese Unordnung ist der unglückseligen Verbindung
Deutschlands mit Welschland zuzuschreiben. Friedrich Ii.
hatte schon mit den Gegenkönigen Heinrich Raspe von Thü-
ringen und Wilhelm von Holland zu thun; sein Sohn Kon-
rad Iv. (1250 —1254) kam zu gar keinem Ansehen; und
auch Wilhelm von Holland (1247 — 1256) achtete man
nicht. Das Kaiserliche Ansehen war überhaupt vernichtet,
Unrecht und Gewalt saßen dagegen auf dem Throne, und
da keiner im Lande mehr Lust hatte, die Deutsche Krone an-
zunehmen, so wählte man Ausländer, einige den Prinzen
Richard von Kornwallis, andere den König Alphons von
Kastilien. Letzter kam gar nicht nach Deutschland, erster
nur besuchsweise. Konrads Iv. Sohn, Konradin, der
letzte Hohenstaufe, ward mit seinem Freunde Friedrich von
Baden schändlicher Weise von einem französischen Herzog in
Neapel hingerichtet. Die Zeit von 1260 —1273 nennt
man mit Recht das Zwischenreich.
In diesem Zeitraum hat sich Vieles in Deutschland
anders gestaltet. Durch die Kreuzzüge kam mehr Bil-
dung und Betriebsamkeit ins Land. Aus den Kreuzzügen
wuchs das Ritterwesen heraus, das jetzt in seiner Blüthe
dastand. Die Städte hatten große Macht erlangt, vor-
züglich durch die Kaiser, welche sie gegen den Adel und die
Fürsten schützten. Gewerbe und Handel blühten in ihnen.