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1. Geschichte des deutschen Volkes - S. 326

1871 - Berlin : Vahlen
326 Beginnende Erniedrigung Deutschlands. 562565. lich von Holland her in das Kurfrstenthum ein. Auch in diesem Lande, das die reichsten Hilfsmittel und ein Heer von 15,000 Mann schlagfertig hatte, trat dem Feinde nur die Kopflosigkeit des regierenden Adels und die tiefe Verfallenheit aller Zustnde entgegen. Man vermied auf's Angelegentlichste jeden Widerstand und Alles, was Ombrage machen knnte." Der Obergeneral be-fahl in einer Ansprache an die wackeren Soldaten: sich des Bayonnets nur mit Moderation zu bedienen." So fiel durch feige Capitulation (3. Juni 1803) das Land mit seinen trefflichen Kriegsvorrthen und Festungen und mit einem Schatz von mehr als einer Million in die Hnde der Sieger. Das Heer ward nach Lauenburg ( 256, Anm.) der die Elbe gefhrt und hier aufgelst und entwaffnet. Das tchtige Volk vom alten Sachsenstamme knirschte, als es die kleinen,^ bllichen Soldaten auf den elenden abgemagerten Pferden ein-rcken und die schmhlichsten Gewaltthaten ausben sah und sich sagen mute, da es von solch einem Feinde ohne Schwertschlag berwunden sei! Hannover war ein deutsches und kein englisches Land gewesen, wenngleich der König von England sein Kurfürst war; der Ueberfall war mithin durchaus ungerechtfertigt. Das deutsche Reich aber lie es wiederum fast theilnahmlos geschehen, da einer der herrlichsten Zweige ungestraft aus seiner Krone gebrochen wurde; Preußen durch seine Macht und seine Lage zunchst zum Schutz berufen, hatte zwar erst an England das Erbieten gestellt, Hannover als neutrale Macht zu besetzen und zu schtzen; dann aber, als dies abgelehnt worden, lie es zu, da ein unternehmender Feind sich zwischen seine westlichen und stlichen. Landestheile setzte. 563. Bald folgte eine noch hhnischere Gewaltthat, die einen Schrei des Entsetzens durch ganz Europa wachrief. Gegen die neue Gewalt Bona-parte's hatten in Frankreich republikanische wie realistische Verschwrungen statt-gefunden, denen er aber obgesiegt und die nur zur Befestigung seiner Macht gedient hatten. Nun hielt sich zu Ettenheim in Baden, also auf deutschem Reichsgebiet, ein bourbonischer Prinz, der Herzog von Enghien auf, dessen Mitschuld an jenen Umtrieben durchaus unerwiesen war, an dem aber Bona-parte ein Exempel seiner Rache zu statuireu beschlo. Er lie deshalb pltzlich und bei Nacht Soldaten der den Rhein gehen, den Herzog in Freundesland, mit offenbarster Verhhnung des deutschen Reichsschutzes, aufheben (15. Mrz 1804) ihn nach Vincennes bringen, und ihn dort unter dem Gaukelspiel eines gericht-lichen Verfahrens verurtheilen und erschieen. So tief gesunken war Deutsch-land, da der Regensburger Reichstag kein tadelndes Wort darber zu sagen wagte. Rußland, Schweden, England brandmarkten die That: das deutsche Reich blieb in ehrlosem Schweigen! 564. Indessen rhrte Bonaparte an das Ziel seiner Wnsche, die Kaiserkrone. Schon 1802 hatte er sich zum Prsidenten auch der italienischen Republik, dann zum lebenslnglichen Eonsul whlen lassen. Nach dem Grund-satze des allgemeinen Wahlrechtes ward er dann endlich, am 18. Mai 1804, zu Pfingsten als Napoleon I., Kaiser der Franzosen, verkndet, und am 2. Dec. von dem zu diesem Zweck nach Paris gerufenen Papste feierlich in der Notredame-Kirche gesalbt. Die meisten europischen Mchte erkannten ihn ohne -Bedenken an. Der deutsche Kaiser Franz Ii. nahm nur zuvor noch den Titel eines erblichen Kaisers von Oestreich an (als solcher von nun an Franz I. genannt), und schlo sich dann gleichfalls der Anerkennung an. 565. Noch in demselben Jahre kam der neue Gewaltherrscher, der sich in einer unverstandenen Nachffung Karls ,be Groen gefiel, nach Aachen, Kln und Mainz, den Sttten altdeutscher Reichsherrlichkeit. Ueberall erschpfte
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