1870 -
Wiesbaden
: Limbarth
- Autor: Jung, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Regionen (OPAC): Wiesbaden
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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selben eingeschlossenen Provinz Oberhessen; im Süden von dem Groß-
herzogthum Hessen und im Westen von der Provinz Rheinpreußen. —
Die Größe des Regierungsbezirks Wiesbaden betrögt 99'/2 (_)3diet=
len mit 602,540 Bewohner. —
Landschaften, Gebirge, Flüsse, Klima und Prodncte.
1. Die Landschaft des Taunus.
Der südliche Theil des Regierungsbezirks, zwischen Main und Lahn,
ist das Gebiet des Taunus. Dieses Gebirge steigt in sanften Erhe-
bungen aus der Ebene der Wetterau empor und durchzieht mit seinem
Hauptrücken in südwestlicher Richtung den südlichen Theil des Bezirks.
— Gegen das untere Mainthal fällt der Taunus steil ab und bildet
daselbst in einer durchschnittlichen Breite von 1—2 Meilen die frucht-
bare Mainebene. Bei Rüdesheim tritt das Gebirge dicht an den Rhein-
strom heran und begleitet denselben von da an mit scharfer Wand bis
jenseits der Lahnmündung, stets dem Hundsrück gegenüber, der als seine
natürliche Fortsetzung angesehen werden kann, und zwischen ihnen der
lange, enge Durchbruch des Rheins. — Durch den bei Niederwalluf in
den Rhein mündenden Bach Walluf wird das Taunusgebirge in einen
östlich höheren Theil „die Höhe" und einem westlich niederen, „dasrhein-
gauer-Bergland" geschieden. Hinter dein Gebirgsrücken, also nach der
Lahn hin, verflachen sich die Taunusberge in ein oft rauhes und un-
freundliches, aber immer wieder mit fruchtbaren Landschaften abwech-
selndes Bergland, das zu den Ufern des Flusses oft so steil abfällt,
daß nur einer schmaler Ufersaum (Thalsohle) bleibt. — _
Der Hauptrücken des Taunus mit seinen meist kegelförmigen, größ-
tentheils ichön bewaldeten und in schwungvollen Bogenlinien mit ein-
ander verbundenen Kuppen: Rossert (1588'), Stauffen (1391'), Kellers--
kopf (1462'), hohe Kanzel (1836'), Trompeter (1483'), Platte (1540'),
(mit gleichnamigen Jagdschloß), und hohe Wurzel (1781') gewährt von
der Rhein- und Mainseite aus betrachtet, einen überaus prächtigen An-
blick. Die Krone und höchsten Punkte des ganzen Schiefergebirges aber
bilden die im Südosten über dem Mainthale bei sich erhebenden Berg-
gipfel des großen Feldbergs (2714'), Des kleinen Fcldbcrgs (2544') und
des Altkönigs (2456'). — Der Gipset des großen Feldbergs stellt eine
100 Morgen große, waldlose nur mit Heidekraut und Torfmoos spärlich
bewachsenen Fläche dar. Derselben soll der Feldberg seinen Namen ver-
danken, denn Feld bedeutet eine waldlose Strecke. — Ueber dieser Fläche
erhebt sich auf der Nordostseite eine 15 Fuß hohe, zerklüftete Felsmasse,
Brunhildenstein, oder Brunhildenbett genannt, welcher an die Sage der
fränkischen Königin Brunhilde erinnert. Auf der Höhe des Feldbergs,
woselbst alljährlich die volksthümlichen Feldbergsfeste gefeiert werden,
ist seit 1859 ein Haus gebaut zur Aufnahme von Fremden, die in groß-
ßer Anzahl denselben besuchen. — Neben dem großen Feldberg wölben
sich rechts der kleine Feldberg und links der Altkönig. Bon letzterem
ist die Aussicht über die nähern, mit blühenden Ortschaften besäete und
von blauen Fernhöhen sanft umkränzte Fläche, die sich an seinem Fuße
ausdehnt, noch reizender und lohnender, als die des großen Feldbergs.