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1. Theil 1 - S. 269

1859 - Hanover : Rümpler
269 gau gekommen war, treuherzig und redselig, wie alle Gemüther sind, die Theilnehmung und Hoffnung bedürfen, und die Schweizer ohnedem, erzählte sie ihren Reisegefährten bald, wa3 sie auf den Weg getrieben hatte. 'Find ich ihn in Colmar nicht, so geh ich nach Straßburg, sind ich ihn in Straßburg nicht, so geh ich nach Mainz.' Die andern sagten das dazn und jenes, und einer fragte sie: 'Was ist denn Euer Sohn bei der Armee? Major?' Da wurde sie fast verschämt in ihrem Inwendigen. Denn sie dachte, er könnte wohl Major sein, oder so etwas, weil er immer brav war, aber sie wußte es nicht. 'Wenn ich ihn nur finde,' sagte sie, 'so darf er auch etwas weniger sein, denn er ist mein Sohn.' Zwei Stunden herwärts Colmar aber, als schon die Sonne sich zu den clsässer Bergen neigte, die Hirten trieben heim, die Kamine in den Dörfern rauchten, die Soldaten in dem Lager nicht weit von der Straße standen partienweise mit dem Gewehr beim Fuß, und die Generale und Obersten standen vor dem Lager beisammen, diseurierten mit einander, und eine junge weißgekleidete Person von weiblichem Ge- schlecht und feiner Bildung stand auch dabei und wiegte auf ihren Armen ein Kind. Die Frau im Postwagen sagte: 'Das ist auch keine gemeine Person, daß sie nahe bei den Herren steht. Was gilt's, der, wo mit ihr redet, ist ihr Mann.' Der geneigte Leser fängt allbereits an, etwas zu merken; aber die Frau im Postwagen merkte noch nichts. Ihr Mutterherz hatte noch keine Ahnung, so nahe sie an ihm vorbeigefahren war, sondern bis nach Colmar hinein war sie still und redete nimmer. In der Stadt im Wirts- haus, wo schon eine Gesellschaft an der Mahlzeit saß, und die Reisegefährten setzten sich auch noch, wo Platz war, da war ihr Herz erst recht zwischen Bangigkeit nnb Hoffnung eingeengt, daß sie jetzt etwas'von ihrem Sohn erfahren könnte, ob ihn niemand kenne, und ob er noch lebe, und ob er etwas sei, und hatte doch den Muth fast nicht, zu fragen. Denn es gehört Herz dazu, eine Frage zu thun, wo man das Ja so gerne hören möchte, und das Nein ist doch möglich. Auch meinte sie, jedermann merke es, daß es ihr Sohn sei, nach dem sie frage, nnb daß sie hoffe, er sei etwas ge- worden. Endlich aber, als ihr der Diener des Wirts die Suppe brachte, hielt sie ihn heimlich an dem Nocke fest und fragte ihn: 'Kennt Ihr nicht einen bei der Armee, oder habt Ihr nicht von einem ge- hört, so und so?' Der Diener sagt: 'Das ist ja unser General, der im Lager steht. Heute hat er bei uns zu Mittag gegeffen,' und zeigte ihr den Platz. Aber die gute Mutter gab ihm wenig Gehör darauf, sondern meinte, es sei Spaß; der Diener ruft den Wirt. Der Wirt sagt: 'Ja, so heißt der General.' Ein Officicr sagte , auch: 'Ja, so heißt unser General,' und auf ihre Fragen antwortete er: 'Ja, so alt kann er fein, und ja, so sieht er aus und ist von Geburt ein Schweizer.' Da konnte sie sich nicht mehr halten vor innerer Bewegung und sagte: 'Es ist mein Sohn, den
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