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1. Theil 2 - S. 35

1861 - Hanover : Rümpler
35 Kreuzfahrer vor und in Antiochien ausgestanden hatten, schien ihnen weniger schrecklich, als dieser Durst vor der heiligen Stadt in der brennendsten Hitze des Sommers, imb bald gesellte sich zu dieser Noth auch Mangel an Lebensmitteln. In dieser äußersten Be- drängnis erschien eine genuesische Flotte im Hafen von Joppe und brachte nicht nur Lebensrnittel, sonderrr auch Werkzeuge und treff- liche Zimmerlerrte zum Bau des Belagerungswerkzeuges, welcher dadurch nicht wenig gefördert ward. Da man nun durch einen gefangenen Boten erfuhr, daß in vierzehn Tagen ein großes egyptisches Heer zrnn Entsatz Jerusalems herankommen werde, so wurde am vierzehnten Julirrs ein allgemeiner Strrrm gewagt, aber von den Belagerten muthig zurückgeschlagen. Am folgenden Tage wurden die Mauern mit erneuerter Heftigkeit angegriffen, die äußere genommen, .die innere aus dem Belagerungstnrme Herzog Gottfrieds von diesem und seinen Begleitern zuerst betreten. Die Herabgestiegenen öffneten sogleich ein Thor, und mit dem Geschrei <Gott hilf! Gott will cs!' drangen die Wallbrüder in die Stadt, durch deren Straßen die Ungläubigen in herber Todesangst flohen. Nicht die Rache allein, auch der Glaube, jetzt zur Ehre Gottes das Schwert zu führen, machte die Sieger zii reißenden Tigern. Ein Blutbad, wie es Karthago kaum gesehen, erhob sich hier. Viele, nicht zufrieden, das Blut der Ungläubigen fließen 511 sehen, tödteten sie unter Martern. In Omar's Moschee, wo Tatiseiide voii Sa- razeiien Sicherheit geflicht hatten, metzelte man, bis das Bliit die Treppe hinabrieselte, bis der Dunst der Leichname die Sieger be- täubte inid forttrieb. Die Beute, die inan dort fand, lvar uner- meßlich. Dann wurden die Silben in ihre Synagoge getrieben und mit ihr verbrannt. In einzelne Heine Hänfen getheilt, stürzten sich die Pilger durch die Straßen. Kein Hans blieb uiierbrockenz weder Greise, noch Weiber, noch Kinder wurden verschont. Von vierzig- oder gar siebzigtausend Einwohnern Jerusalem's blieben nicht so viele am Leben, als nöthig waren, ihre Glaubensgenossen zu beerdigen. Nur die steine Besatzung einer Burg, der Turm David'ö genannt, erhielt vom Grafen Raimund von Toulouse freien Abzug. Und dieselben Menschen, welche alle diese Greuel verübt, zogen, nachdem sie sich vom Blute der Erschlagenen ge- reinigt hatten, zur Auferstehungskirche, warfen sich mit inbrünstiger Andacht betend an der heiligen Stätte nieder und dankten Gott mit Freudenthränen und Lobgesängen. Aber auch jene furchtbaren Leichenhausen däuchten viele ein Gott wohlgefälliges Opfer. So nahe berühren sich oft das Gute und das Böse im Menschen, und so leicht kann aus den heiligsten Gefühlen das Teuflische empor- keimen, wenn der Mensch nicht trachtet, es in den betrüglichen Gestalten, unter welchen es sich einzuschleichen sucht, zu erkennen und abzuwehren. Aber obgleich das große Ziel nun erreicht war, so hatten doch 3*
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