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1. Theil 2 - S. 110

1861 - Hanover : Rümpler
110 wenn er sie am Rande derselben überraschen kann. Der gefähr- lichste Feind der Gemse ist aber der Mensch. Er läßt sich ihr Fleisch und Talg wohl schmecken, setzt ihr Horn als Griff auf seinen Spazierstock und gerbt das Fell zu einem ausgezeichnet guten, sammtweichen, elastischen Leder. Eine lesenswertste Beschreibung der Gemsenjagd giebt der Pfarrer Steinmüller zu Rheineck, wovon hier das Wichtigste mitgetheilt werden soll. 'Die Rüstung des Gemsenjägers,' sagt er, 'besteht in einer leichten Kleidung und stark genagelten Schuhen, woran Fußeisen geschnallt werden, welche sechs bis acht Griffe haben, und mit denen der kühne Jäger bedächtlich und mühsam, aber furchtlos, über die steilsten Klippen, neben den scheuslichsten Abgründen und über hart gcfrorne Schnee- und Eisfelder hin- weggeht. Die Jäger aus dem Gasterlande und dem Cantón Schwitz besteigen auch die kahlen Gebirge häufig mit entblößten Füßen, nachdem sie die Fußsohlen mit Tannenharz klebrig gemacht haben, was sie von Zeit zu Zeit wiederholen. Der Jäger ist über- dies mit einem starken, langen, unten mit Eisen beschlagenen Al- penstock, mit einer guten Flinte, mit Pulver u^id Kugeln und bis- weilen mit einem Perspectivchen versehen, und endlich hängt eine kleine Jägertasche an seinen Schultern, worin ein Vorrath von Käse und Brot, selten ein Fläschchen mit Wein oder Kirschengeist aufbewahrt ist. Noch ehe die Soniie aufgeht, sucht er schoii in den höheren und höchsten Bergregionen zu sein. Hat er nun in irgend einer Gegend eine Gemse verspürt, so erwartet er eiitiveder ruhig, ob sie sich von der Weide in das Gebirge zurückzieht, wo er bei ihrer Herannäherung die Flinte auf einen Steiii legt, diese mit kaltem Bülte nach der Gemse richtet und mi8 seinem verbor- genen Hinterhalte schießt; oder er sucht sich ihr, und zwar stets mit Beobachtung des Windes, oft große Strecken weit ans dem Bauche kriechend, schußweit zu nähern. Ist eine Mutter von ihrem Jungen weggeschossen wordeil, so wird dieses ängstlich um die getödtete heriimspringen, sie beriechen xtnb öfters so lange bei ihr verweilen, bis ein zweiter Schuß geladen und losgedrückt wird. Weiden die Gemsen in Gesellschaft, oder ruhen sie, so stellen sie eine Wacht ausz aber nicht nur die Wache, sondern jedes einzelne Thier für sich ist äußerst lvachsain. Kaiim hat es ein paar Mi- Niiten geweidet, so hält es deii Kopf schon wieder in die Höhe und durchschaut die Gegend oder durchwittert die Luft, uiid die erste, welche etwas Verdächtiges sieht oder hört, stampft mit den Füßen ans deii Boden und warnt die aiidern mit einem durchdringenden Pfiff, worauf plötzlich die ganze Gesellschaft zusammenspringt und, als flöge sie davon, über die steilsten Felsen hiliwegsetzt. Hat der Jäger eine Gemse erlegt, so freut er sich der gemachten Beute, weidet sie aus, schwingt sie auf seinen Rücken und kehrt damit nach Hause. Doch um uns den Aufzug eines solchen heladenen
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