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1. Theil 2 - S. 266

1861 - Hanover : Rümpler
_ 266 noch verschiedene Jagdgeschichten zu erzählen gedenke, die mir merk- würdiger und unterhaltender scheinen. Eines Morgens sah ich durch das Fenster meines Scklafge- machs, daß ein großer Teich, der nicht weit davon lag, mit wilden Enten gleichsam überdeckt war. Flugs nahm ich mein Gewehr aus dem Winkel, sprang zur Treppe hinab, und das so über Hals und Kopf, daß ich unvorsichtigerweise mit dem Gesichte gegen die Thürpfoste rannte. Feuer und Funken stoben mir ans den Augen, aber das hielt mich keinen Augenblick zurück. Ich kam bald zum Schuß; allein wie ich anlegte, wurde ich zu meinem großen Veb- drusse gewar, daß durch den so eben empfangenen heftigen Stoß sogar der Stein von dem Flintenhahne abgesprungen war. Was sollte ich nun thun? denn die Zeit war hier nicht zu verlieren. Glücklicherweise fiel^nir ein, was sich so eben mit meinen Augen zugetragen hatte. Ich riß also die Pfanne ans, legte mein Gewehr gegen das wilde Geflügel an und ballte die Faust gegen eins von meinen Augen. Von einem derben Schlage flogen wieder Funken genug heraus, der Schuß gieng los, und ich traf fünf Paar Enten, vier Rothhälse und ein Paar Wasserhühner. Gegenwart des Geistes ist die Seele mannhafter Thaten. Wenn Soldaten nnb Seeleute öfters dadurch glücklich davon kommen, so dankt der Weidmann ihr nicht seltener sein gutes Glück. Ein anderesmal stieß mir in einem ansehnlichen Walde von Rußland ein wunderschöner schwarzer Fuchs ans. Es wäre Jam- merschade gewesen, seinen kostbaren Pelz mit einem Kugel- oder Schrotschusse zu durchlöchern. Herr Reineke stand dicht bei einem Baume. Augenblicklich zog ich meine Kugel aus dem Laufe, lud dafür einen tüchtigen Brettnagel in mein Gewehr, feuerte, und traf so künstlich, daß ich seine Lunte fest an den Baum nagelte. Nun gieng ich ruhig zu ihm, nahm mein Weidmesser, gab ihm einen Kreuzschnitt übers Gesicht, griff nach meiner Peitsche und karbatschte ihn so artig aus seinem schönen Pelze heraus, daß es eine wahre Lust und ein rechtes Wunder zu sehen war. Einst, als ich all mein Blei verschossen hatte, stieß mir, ganz wider mein Vermuthen, der stattlichste Hirsch von der Welt auf. Er blickte mir so mir nichts dir nichts ins Auge, als ob er's aus- wendig gewußt hätte, daß mein Beutel leer war. Augenblicklich lud ich indessen meine Flinte mit Pulver und darüber her eine ganze Hand voll Kirschsteine, wovon ich, so hurtig sich das thun ließ, das Fleisch abgezogen batte. Und so gab ich ihm die volle Ladung mitten auf seine Stirn zwischen das Geweihe. Der Schuß betäubte ihn zwar, er taumelte, machte sich aber doch ans dem Staube. Ein oder zwei Jahre darnach war ich in eben dem- selben Walde aus der Jagd: und siehe! zum Vorschein kam ein stattlicher Hirsch mit einem voll ausgewachsenen Kirschbaum, mehr denn zehn Fuß hoch, zwischen seinem Geweihe. Mir siel gleich
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