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1. Theil 3 - S. 7

1861 - Hanover : Rümpler
7 andre Thaten der Menschenseele, bei denen das Walten des Geistes so außerordentlich und unverkennbar ist, daß dieselben in aus- schließenderem Sinne als Thaten des Geistes,' dessen Leben aus Gott ist, erscheinen. Mitten unter den Schmerzen des heran- nahenden Todes dichtete und sang Franciscus von Assisi ein Lob- lied, welches Gott preiset für das Geschenk der lieblich wärmenden Sonne, für die Lichter der Nacht, den Mond und die Sterne, für den erfrischenden Sturmwind und das nährende Wasser, zuletzt aber, vor allem, für den freundlich zur Heimat führenden Bruder, den Tod. So ist es der Geist aus Gott, welcher den Tod, dessen Schrecken die Seele fühlte, in einen lieblichen Boten aus der Hei- mat verwandelt. Dem Menschen die rechte Demuth und zugleich die Helden- kraft zu geben, and) die liebsten, tiefest gewurzelten Neigungen der sinnlichen Natur einer höheren, göttlichen Liebe aufzuopfern, das stehet nicht in der Macht der Seele; das vermögen auch nicht die guten, das Höhere vorbereitenden Engel der Wissenschaft und Kunst. Unverfälschte Liebe zu Gott und den Brüdern, Demuth und Ge- horsam, Zucht und Ordnung sind die unverkennbaren Früchte der Weisheit, welche nicht der Mensch aus eigner Kraft erfand, son- dern welche Gott ins Herz legte. Es spricht das Buch der Bücher von einer Gewau, welche das Himmelreich zu erleiden vermag, und die ihm Gewalt thun, die reißen es an sich. Welch' andre Kraft aber als eine himm- lische selber könnte den Himmel bewältigen, welch' andre Macht als eine göttliche vermöchte Gott zu bewegen? Darum ist es, nach dem Wort der Offenbarung, nicht der Leib, es ist nicht die im athmenden Blute lebende Seele, sondern es ist der Geist aus Gott, welcher die Thaten des Gebetes thut. Wie das Kind zu seinem Vater, so spricht der durch den Geist betende Mensch zu seinem Gott. Dieser aber, der Vater, der des Kindes Flehen ver- nimmt, ist zugleich der Herr über alles Wesen und Sein der sicht- baren wie der unsichtbaren Welt. Darum, wie das Kind den durch Liebe starken Arm des Vaters, so bewegt der im Menschen betende Geist die Macht des Schöpfers lind durch diese die Schöpfung der Dinge. Was die Ordnung und das Band des Staates im Reiche der Seelen, das ist die Religion im Reiche des Geistes. Ja, kein andres Band knüpfet so fest, so tief, so innig Geist an Geist, Seele an Seele, Herz an Herz, als das Band der gemeinsamen Religion. Aber wir wissen noch einen andren, uns näher liegenden Namen für dieses Band, als den ausdrucksvollen, vielsinnigen des Wortes Religion. Uns heißt es Glaube des Christen; in diesem hat jene bindende, ziehende Macht die Gestalt einer lebenden, sanft führenden Hand empfangen. Ja, die Wallfahrt des Christen durch die Nacht des Lebens ist das Wandeln eines Kindes an des Va-
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