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1. Theil 3 - S. 191

1861 - Hanover : Rümpler
191 Sich, heimlich forschend, mit den Blicken maß! ' Kann'ö doch nach dentschem Rechte wohl geschehn, Daß, wer dem Kaiser heut den Bügel halt, Sich morgen selber in den Sattel schwingt. Jetzt dachten unsre freien Männer nicht An Hub- und Haingericht und Markgeding, Wo man um Esch' und Holztheil Sprache hielt: Nein! stattlich ausgerüstet, zogen sie Aus allen Gauen, einzeln und geschart, Ins Maienfeld hinab, zur Kafferwahl. Am schönen Rheinstrom, zwischen Worms und Mainz, Wo unabsehbar sich die ebne Flur Auf beiden Ufern breitet, sammelte Der Andrang sich, die Mauern einer Stadt Vermochten nicht das deutsche Volk zu fassen. Am reckten Ufer spannten ihr Gezelt Die Sachsen sammt der slav'schen Nachbarschaft, Die Baiern, die Ostfranken und die Schwaben, Am linken lagerten die rhein'schen Franken, Die Ober, und die Niederlothringer. So war das Mark von Deutschland hier gedrängt, Und mitten in dem Lager jeden Volks Erbub sich stolz das herzogliche Zelt. Da war ein Grüßen und ein Händeschlag, Ein Austausch, ein lebendiger Verkehr! Uitd jeder Stamnr verschieden an Gesicht, An Wuchs und Haltung, Mundart, Sitte, Tracht, An Pferden, Rüstung, Waffenfertigkeit, Und alle doch ein großes Brüdervolk, Zu gleichem Zwecke festlich hier vereint! Was jeder im besondern erst berieth, Im hüllenden Gezelt und im Gebüsch Der Jnselbuchten, mählich war's gereift Zum allgemeinen, offenen Beschluß. Aus vielen wurden wenige gewäblt, Und aus den wenigen erkor man zween, Allbeide Franken, fürstlichen Geschlechts, Erzeugt von Brüdern, Namensbrüder selbst, Kunrade, längst mit gleichem Ruhm genannt. Da standen nun ans eines Hügels Saum, Im Kreis der Fürsten, sichtbar allem Volk, Die beiden Männer, die aus freier Wahl Das deutsche Volk des Thrones werth erkannt Vor allen, die der deutsche Boden nährt, Von allen Würdigen die Würdigsten Und so einander selbst an Würde gleich, Daß fürder nicht die Wahl zu schreiten schien, Und daß die Wage ruht' im Gleichgewicht. Da standen sie, das hohe Haupt geneigt, Den Blick gesenkt, die Wange schamerglüht, Von stolzer Demuth überwältiget. Ein königlicher Anblick war's, ob dem
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