1861 -
Hanover
: Rümpler
- Autor: Goedeke, Karl, Colshorn, Theodor
- Sammlung: Lesebuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
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130.
Die Schlacht bei öellealliance.
Von Varnhagen o. Ensc.
Leben des Fürsten Blücher von Wahlstatt. Berlin 1826. S. 503.
Wellington hatte am 17. Jnni 1815 früh sein Heer bei
Quatre-Bras zusammengezogen und dachte den Feind diesen Tag
in Gemeinschaft mit Blücher anzugreifen, von dessen Rückzug er
noch nichts erfahren hatte; seine Offiziere, die seine Vorschläge des-
halb an Blücher bringen sollten, fanden auf der Straße von
Qmatre-Bras nach Sombref den Feind und erfuhren, daß ein
Adjutant Blücher's in der Nacht auf dieser Straße getödtet worden
war. Nach zufällig erlangter Gewißheit über den Ausgang der
Schlacht von Ligny und den Rückzug Blücher's nach Wavre sah
Wellington sich bei Quatre-Bras dem Angriffe der gesammttn
Macht Napoleon's ausgesetzt und beschloß daher, gleichfalls abzu-
ziehen, um wieder mit Blücher näher zusammenzustehen; ob dieser
in der nächsten Zeit im Stande sein würde, eine zweite Schlacht
zu liefern, war völlig ungewiß. Im Verneinungsfalle wurde ein
weiterer Rückzug gegen Antwerpen nöthig, und Brüssel mußte dem
Feinde überlassen werden. Jedoch schon um neun Uhr morgens
empfieng Wellington von Blücher aus Wavre eine Botschaft, wor-
in derselbe zum neuen Angriffe nur so viel Zeit verlangte, als
nöthig sei, seinen Truppen Patronen und Lebensmittel auszu-
theilen. Hierauf zog Wellington im Laufe des Tages in die
Stellung von Mont-St. Jean zurück, vorwärts von Brüssel, von
dieser Stadt nur durch den Wald von Soignes getrennt. Hier
wollte Wellington das Heer Napoleon's zur Schlacht erwarten, so
ließ er Blüchern wissen, iin Fall dieser versprechen könnte, mit
zwei preußischen Heertheilen zur Unterstützung einzutreffen; Blücher
antwortete: nicht mit zwei Heertheilen nur, sondern mit seinem
ganzen Heere werde er am 18. über St. Lambert heranrücken,
um an diesem Tage den Angriff Napoleon's mitzubestehen oder
denselben am folgenden Tage mit Wellington vereint selbst anzu-
greifen. — Zwischen den beiden Feldherren wurden die nähern
Verabredungen genommen, und demnach alles für den nächsten
Tag vorbereitet. Blücher befahl, die Truppen sollten vor ihm in
Parade vorbeimarschieren, um Sinn und Gemüth in Übung strenger
Genauigkeit und im Stolze kriegerischer Haltung von den Ein-
drücken der letzten Unfälle vollends zu reinigen.
Napoleon hatte am 17. früh das Schlachtfeld von Ligny be-
ritten und, nachdem er in Erwartung näherer Angaben, welche
seinen Entschluß bedingen möchten, lange gezögert, gegen Mittag
den Marschall Grouchy mit den Heertheilen von Vandamme und
Gérard und der Reiterei der Generale Pajol und Epcelmans, zu-
sammen über 32,000 Mann, von Ligny zur Verfolgung der
Preußen abgesandt und wandte sich dann mit seiner Hauptstärke
links nach Quatre-Bras, um nun auch die Engländer heftig an-