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1. Theil 3 - S. 257

1861 - Hanover : Rümpler
257 Ein Leichtes ist's, der Elemente Wuth Im Hellen Tagesscheine zu ertragen, Bei regem Augenlicht und wachem Muth: Allein der Schlaf, darin uns Träume plagen, Und mehr die schlaflos lange bange Nacht, Darin sie aus dem Hirn hinaus sich wagen! Sie halten grausig neben uns die Wacht Und reden Worte, welche Wahnsinn locken; — Hinweg! hinweg! wer gab euch solche Macht? Was schüttelst du im Winde deine Locken? Ich kenne dich, du rascher wilder Knabe, Ich seh' dich an, und meine Pulse stocken. Du bist ich selbst, wie ich gestrebet habe In meiner Hoffnung Wahn vor grauen Jahren, Ich bin du selbst, das Bild auf deinem Grabe. Was sprichst du noch vom Schonen, Guten, Wahren, Von Lieb' und Haß, von Thatendurst? du Thor! Sieh her, ich bin, was deine Träume waren. Und führest wiederum mir diese vor? Laß ab, o Weib, ich habe längst verzichtet, Du hauchst aus Aschen noch die Glut empor! Nicht so den süßen Blick auf mich gerichtet! Das Licht der Augen und der Stimme Laut, Es hat der Tod ja alles schon vernichtet. Aus deinem hohlen morschen Schädel schaut Kein solcher Himmel mehr voll Seligkeit; Versunken ist die Welt, der ich vertraut. Ich habe nur die allgewalt'ge Zeit Aus diesem öden Felsen überragt In gransenhafter Abgeschiedenheit. Was, Bilder ibr des Lebens, widersagt Ihr dem, der schon den Todten angehöret? Zerfließet in das Nichts zurück, es tagt! Steig auf, o Sonne, deren Schein beschwöret Zur Ruh' den Aufruhr dieser Nachtgenossen, Und ende du den Kampf, der mich zerstöret. Sie bricht hervor, und jene sind zerflossen. — Ich bin mit dir allein und halte wieder Die Kinder meines Hirns in mir verschlossen. O tragt noch heut', ihr altersstarren Glieder, Mich dort hinunter, wo die Nester liegen; Ich lege bald zur letzten Rast euch nieder. Verwehrt ihr, meinem Willen euch zu schmiegen. Wo machtlos inn're Qualen sich erprobt, Wird endlich, endlich doch der Hunger siegen. Es hat der Sturm im Herzen ausgetobt, Und hier, wo ich gelitten und gerungen, Hier hab' ich auszuathmen auch gelobt. Laß, Herr, durch den ich selber mich bezwungen, Nicht Schiff und Menschen diesen Stein erreichen, Bevor mein letzter Klagelaut verklungen. Colshoru u. Goedeke's Lesebuch Ih. 17
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