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1913 -
Berlin [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Michael, Müller, Albert, Fischer, Heinrich, Geistbeck, Alois
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Die außereuropäischen Erdteile.
möchte, um seinen asiatischen und afrikanischen Besitz zu einem gewaltigen Wirt-
schaftsgebiet zusammenzuschließen und zu sichern. Daher auch seine Festsetzung
auf Cypern wegen des nahen Snezkanals und am Roten Meer zur Sicherung des
Seeweges nach Indien. Die Felsenecke Aden ist gleichsam ein
zweites Gibraltar. Neuerdings haben sich die Engländer vom Türkischen
Reich die Genehmigung zur Eröffnung eines großen Schiffsverkehrs auf Euphrat
und Tigris erteilen lassen. Sie wollen damit dem von Norden kommenden deutschen
Bahnbau von Süden her ans dem Wasserwege entgegenarbeiten. Am liebsten
möchten sie den Persischen Meerbusen zu einem Roten Meer machen. Doch dürste
ihnen hier ein entscheidender Sieg über den deutschen Handel kaum semals zufallen,
weil der Schiffsverkehr — wie schon erwähnt — längere Zeit braucht und auf dem
Euphrat und Tigris auch wesentlich erschwert wird durch den unregelmäßigen Wasser-
stand. Aber auch Rußland sucht über Persien einen Zugang zum Persischen
Meerbusen und damit zum eisfreien Weltmeere. Einstweilen habell sich Rußland
und England in Persien, das von jeher ein Zankapfel zwischen beiden Mächten war,
gütlich geeinigt. Nordpersien soll russischem, Südpersien englischem Einfluß offen-
stehen (Handelsfreiheit). Bis in die jüngste Zeit beherrschten die Engländer
den persischen Handel. Neuerdings läßt die Hamburg-Amerika-Linie Bender-
A b b a s anlaufen; damit ist auch dem deutschen Handel sein Anteil an der Erschließung
Persiens gesichert. Am Persischen Meerbusen kreuzen sich deutsche, englische und
russische Interessen.
2. Welche besonderen wirtschaftlichen Vorteile erwarten wir von unserer Kultur-
arbeit in Vorderasien? Die West- und Südküste Kleinasiens, besonders aber Meso-
potamien stellen großartige Baumwollgebiete dar, die uns von der See-
zufuhr unabhängiger machen würden. Das wäre namentlich im Falle einer Blockierung
unserer Küsten während eines Krieges von größter Bedeutung für unsere Banmwoll-
industrie. Auch auf den immer mehr steigenden Preis der amerikanischen Rohbaum-
wolle würde die Erschließung der vorderasiatischen Baumwolländer wesentlich ein-
wirken. Freilich müßten die alten verfallenen Bewässerungsanlagen durch neue
ersetzt und der Anbau auf jede Weise (Aussaat, Maschinen) gefördert werden. Dann
könnten hier aber auch Baumwollgebiete entstehen, die Ägypten weit übertreffen.
Ferner hat der Getreidebau in Kleinasien, Nordsyrien und Mesopotamien
eine Zukunft, sobald durch leistungsfähige Bahnlinien für Absatz gesorgt wird. Die
genannten Gebiete sind imstande, mindestens so viel Getreide auszuführen wie
heute Rußland, so daß wir dann einer Abschneidung der Zufuhr von der Union und
Argentinien ruhig entgegensehen könnten. Als drittes Erzeugnis käme Erdöl
in Betracht, dessen Gewinnung auf unsere Einfuhr von Pennsylvanien und Trans-
kaukasien ebenfalls günstige Wirkungen ausüben würde. Die Erschließung von
Vorderasien ist für unsere zukünftige Versorgung mit Baumwolle, Getreide und
Erdöl von größter Wichtigkeit.
3. In P a l ä st i n a bestehen bei I a f a, H a i f a und Jerusalem blühende
deutsche Kolonien. Im Weinbau und in der Gewinnung von Milch, Butter und
Käse sind sie für die Eingeborenen vorbildlich geworden. Jerusalem hat auch eine
deutsche Bank und eine deutsche Schule. Ein Geschenk des Sultans an unsern Kaiser
ist das Grundstück in der Nähe der Grabeskirche, auf dem die Erlöserkirche erbaut