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1. Aus der Himmelskunde, Europa ohne das Deutsche Reich, Die außereuropäischen Erdteile - S. 94

1913 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
94 Die außereuropäischen Erdteile. 7. Ein Nebenland Chinas ist die Mandschurei, die aber heute fast ganz unter japanischem und russischem Einfluß steht. Sie ist ein fruchtbares, weidereiches Gebiet, das auf einer großen Strecke vom Amur begrenzt wird. Die Hauptstadt ist Bl u k - d e n. Der Hafenort W l a d i w o st o k ist Endpunkt der großen Sibirischen Eisenbahn. D. Deutsche Interessen in China. 1. Noch ist China in seinem größten Teile für den Europäer ein verschlossenes Land. Nur einige Häfen sind unter dem Druck der europäischen Mächte den fremden Waren geöffnet worden. Solche sind: Kan- ton, Schanghai, Nanking, Tientsin, Tschifu, Hongkong. Den Japanern dagegen, ihren gelben Brüdern, gestatten die Chinesen das Bor- dringen in die entferntesten Gebiete. Daraus und aus der nahen Lage erklärt sich auch Japans Vorrang auf dem chinesischen Markt. Den zweiten Platz behauptet England, das als erstes Handelsland der Erde über die größte Handelsflotte verfügt, und dessen Flagge in den chinesischen Gewässern schon machtvoll wehte, als unsere sich erst zu zeigen begann. Auch die Union und Frankreich, die Hauptabnehmer der chine- sischen Seide, des wichtigsten Ausfuhrgegenstandes, sind Deutschland voraus im Handel mit China (Deutschland erhält die chinesische Rohseide zumeist erst durch Vermittlung Frankreichs uild Italiens — Zwischenhandel!). Unter den Haupt- bewerbern um den chinesischen Markt steht Deutschland also erst an fünfter Stelle. 2. Seit wir das Pachtgebiet Kiautschou übernommen haben, hat sich unser Handel mit China indes bereits lebhaft gesteigert. Er beträgt in Ein- und Ausfuhr rund 175 Mill. Mark, d. i. über 1/20 des chinesischen Gesamthandels. Auf unsere Ausfuhr nach China entfällt davon die kleinere Hälfte (2/5). Wir liefern dorthin namentlich Metallwaren, Farbstoffe, Webwaren; wir erhalten von dort besonders ölhaltige Früchte zur Bereitung von Seife, Speiseöl usw., Felle und Pelze, Federn, Seide, Tee. Ganz bedeutend ist in letzter Zeit auch der Anteil Deutschlands am chinesischen Küstenhandel gewachsen. In Hongkong und Schanghai, den beiden größten Handelsplätzen Ostasiens, geht die Hälfte des gesamten Warenhandels (also auch der fremden Waren) durch die Hände deutscher Kaufleute. Dabei ist Hongkong englischer Freihafen. Auch sonst ist die deutsche Handelsflotte in Ostasien der englischen ebenbürtig; es ist das vorzugsweise das Verdienst der Hamburg- Amerika-Linie und des Norddeutschen Lloyd. An der Flußschiffahrt auf dem Jangtse, an dem hinauf deutsche Konsulate errichtet worden sind, haben die Dampfer der genannten Gesellschaften ebenfalls bedeutenden Anteil. Deutsche Schiffe be- sorgen auch den größten Teil der Post nach dem englischen Indien. Endlich wird auch neuerdings der Förderung deutscher Missionsgesellschaften und Schulangelegen- heiten mehr Aufmerksamkeit gewidmet. In Tsingtau ist bereits eine Hochschule errichtet. So ist also, namentlich dank dem Unternehmungsgeist des deutschen Kauf- mannes, unser Einfluß in China trotz des starken englischen, japanischen und ameri- kanischen Wettbewerbs im Wachsen begriffen. China ist für unfern Welthandel ein Zukunftsland. Rückblick: Dank den reichen Naturgaben des Landes haben die Chinefen schon früh eine bedeutende Kultur erreicht. Aber diese geriet allmählich infolge eines unvorteilhaften Abfperrungsfhstems in Erstarrung, die erst jetzt unter dem Druck der europäischen Großmächte zu weichen beginnt.
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