1839 -
Prenzlau
: Kalbersberg
- Autor: Meinicke, Carl Eduard
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Die Geschichte der Geographie.
Behandlung der Geographie, hauptsächlich durch griechische Ge-
lehrte, unternommen (Strabo 20, Ptolemäus 150 n. Ch.)
§. 150. Alles, was das Alterthum hierin gethan hatte,
ging im Mittel alter bei dem Umstürze des römischen Reiches
durch die Germanen anfänglich verloren, und als sich aus den
Verwirrungen der Völkerwanderung die Staaten und Völker des
mittleren und südlichen Europas allmählich entwickelten, so blieb
ihr Gesichtskreis anfangs fast nur auf die Länder beschränkt, die
sie bewohnten. Auch die Kenntnisse, welche die Araber bei
ihrer ausgedehnten Verbreitung über Asien und Afrika erwer-
den mußten (Abulfeda 1345), blieben, eben so wie die Ent-
deckungen der Normannen in Nordamerika, für die Euro-
päer damals ohne Bedeutung. Erst als endlich in den germanisch-
europäischen Staaten die Grundlagen eines neuen Cultnrzustandes
befestigt waren, fing der Blick der europäischen Völker an sich
wieder auszudehnen und zwar, ähnlich wie im Alterthum, zuerst
nach Osten durch die Kreuzzüge über W cftasien, später durch
einzelne Kaufleute und Missionaricn, besonders von Italien aus,
über das mittlere und östliche Asien (M. Polo 1300).
§. 151. Aber im fünfzehnten Jahrhundert entwickelte sich,
befördert durch das schnelle Steigen der geistigen Bildung, welches
diese Zeit auszeichnet, ein bisher nie bemerkter Eifer, eine wahr-
haft leidenschaftliche Lust an geographischen Entdeckungen, an der
allerdings Gewinnsucht wie Bckchrungseifer auch bedeutenden
Antheil hatten; damit traten zugleich die Seevölker des west-
lichen Europas an die Stelle der Südeuropäer, und sie
sind seitdem hauptsächlich die entdeckenden Völker geblieben. Zuerst
waren es die Portugiesen und Spanier, welche dieser Eifer
entzündete. Jene erforschten Afrika und Südasien (Vaseo
de Gama 1498), diese Mittel und Südamerika und den
atlantischen Ocean (der Genueser Chr. Columbus 1492),
wenig später wurde der große Ocean (Fern. Magalhancs
1519) durchschifft und damit zum ersten Male die Erde umsegelt.
In gleicher Weise nahmen seit dem Ende des sechszehnten Jahr-
hunderts die übrigen Seemächte an den Entdeckungen Theil und
setzten das von den Spaniern und Portugiesen angefangene Werk
eifrig fort, die Holländer besonders im asiatischen Archipel
und in Australien, die Engländer und Franzosen in
Nordamerika. So trat in diesem glänzendsten Zeitraume der
Entdeckungsgeschichte die ganze Erdoberfläche unerwartet schnell
aus dem Dunkel, das sie bis dahin verhüllte, hervor, obschon es
allerdings fast bloß die Küstenumrisse der Länder und die Oceane
waren, die man kennen lernte, weil die angewandten Mittel dem
Enthusiasmus jener Zeit nicht entsprachen.
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