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1. Die europäisch-germanischen Staaten - S. 644

1857 - Glogau [u.a.] : Flemming
644 Europa. Die europäisch-germanischen Staaten. 4) der europaisch-muhamedanische Staat der Türken auf der öst- lichen, Asien am meisten genäherten Balkanhalbinsel. Die verschiedenen Völker der mediterranen Seite, die Griechen und Römer, haben ihre größte Bedeutsamkeit im Alterthum gehabt, im Mittelalter ist Rom und Italien europäischer Mittelpunkt durch Kirchenregiment, durch Kunst, Wissenschaft und Handel gewesen, mit der Entdeckung von Amerika ist dieser europäische Mittelpunkt verrückt worden, haben Spanien und Portugal Weltbedeutsamkeit erlangt, später hat sich die ozeanische Seite mehr entwickelt, mit der Reformation hat sich die größere politische und wissenschaftliche, künstlerische und gewerbliche und Handels-Bedeutsamkeit den germanischen Völkern zugewendet; die slavischen Völker gehen ihrer Zukunft entgegen; der fremde muhamedanische Eindringling hat lange Europas Völker in Furcht und Schrecken versetzt, die blühendsten Länder Europas verwüstet, sich selbst dem bildenden europäischen Einfluß entzogen, scheint immermehr seinem europäischen Lebensende entgegen zu gehen, welches fast nur durch die Eifersucht der europäischen Potentaten aufgehalten wird. Wir gehen nun nach dieser Gruppirung zur speciellen Betrachtung der einzelnen europäischen Staaten und Staatensysteme über, und be- ginnen dieselbe mit den germanischen Staaten; sie stehen uns am nächsten, denn wir sind ihres Geschlechts. Fünfter Haupt-Abschnitt. Die europäisch-germanischen Staaten oder die Staaten der ozeanischen Nordwestseite von Europa. §. 1. Die germanischen Staaten stehen alle, mehr oder weniger, mittelbar oder unmittelbar unter dem entwickelnden Einfluß des atlantischen Ozeans, er bespült ihre Küsten, er umfluthet ihre Inseln und Halbinseln, er dringt mit seinen Busen und Buchten mehr oder minder tief in und zwischen ihre Ländergebiete, die ihm den größten Theil ihrer Gewässer entsenden; er setzt sie mit der übrigen Welt in Verbindung; eins der germanischen Staatenglieder, das britische Inselreich, ist Mittelpunkt des großen Weltverkehrs, Herrscherin auf allen Meeren, Beherrscherin vieler Länder in allen Erd- theilen geworden. Zwei Busen des atlantischen Meeres, die Nordsee und die Ost- see, sind die Meere der germanischen Völker, beide von einander durch die jütische und die skandinavische Halbinsel getrennt, mit einander durch die schmalen Meeres-Straßen verbunden, welche die zwischen beiden Halbinseln liegenden dänischen Inseln gelassen, der Nordsee-Westrand wird von den britischen Inseln gebildet, alle umliegende Länder haben germanische Bevölkerung, die Ost- und Nordseeländer sind die Heimath der germanischen Völker, nur im O des Ostseeküstensaums sind Finnen, Lappen und Slaven, im W des Nordseeküstensaums romanische Völker eingedrungen, die aber bis jetzt das germanische Wesen nicht ganz zu verdrängen vermocht haben. Dagegen haben sich die Germanen weithin über die Flüsse und Stromgebiete der Ost- und Nordsee in Deutschland verbreitet, welches als die rechte Mitte von Europa das Ueberg angs - glied einerseits zum kontinentalen, andrerseit zum mediterranen Europa bildet und auch Stromgebiets des schwarzen und des Adriameers enthält, und aus dem konti- nentalen Osten, als ihr Mündungsland, mehrere Gewässer aufnimmt.
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