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1. Die europäisch-germanischen Staaten - S. 675

1857 - Glogau [u.a.] : Flemming
Europa. Deutschlands Bewohner. 675 Mischungen mit den slavischen und romanischen Elementen, oder in der Reinhaltung von denselben haben sich in den verschiedenen deutschen Gauen die deutschen Volker- stamme verschieden entwickelt, ihre besondern Eigenthümlichkeiten nach den ver- schiedenen Richtungen hin gewonnen, unter welchen sich jedoch die allgemeine Eigen- thümlichkeit des deutschen Volkes als ein gemeinsam sie umschlingendes und einigendes Band von einem Ende bis zum andern erhalten hat, ihre gemeinsame Sprache, ihre Treue und Zuverlässigkeit, ihre Ausdauer und Gutmüthigkeit, die Tiefe ihres Gemüths, aus welcher ihre Neigung zum Familienleben, als der eigentlichen Schule der Mensch- heit, hervorgegangen ist, jener tiefe Ernst, der das deutsche Volk in die Tiefe der Wissen- schaften und des christlichen Lebens hat eindringen lasten, Eigenthümlichkeiten, welche den Deutschen von jeher vom Welschen unterschieden, ihm von jeher die Herzen zur willkommenen Aufnahme auch in der Fremde geöffnet, Eigenthümlichkeiten, deren Lichtseiten weit die Schattenseiten des deutschen Wesens in seiner Schwerfälligkeit des Benehmens, in der Unschlüssigkeit, wo rasche That vonnöthen ist, in der oft bis zur Unterwürfigkeit gesteigerten Geduld und Höflichkeit, in dem zu leicht das Fremde Über- schätzen bei Geringachtung der eigenen Vorzüge überleuchten. §. 59. Schwer ist die Charakteristik der einzelnen deutschen Volksstämme; ausführlich, treffend, bezeichnend, die tiefsten Tiefen erfassend ist ihre Charakteristik, wie sie E. M. Arndt in seinem Versuch einer vergleichenden Völkergeschichte gegeben, zu weit für den Umfang dieses Buches, aber wichtig für jeden, der deutsches Wesen in seiner Eigenthümlichkeit erkennen, erfassen, unterscheiden will, was allen Deutschen Pflicht und Aufgabe sein sollte. Auf dieses Buch sei hingewiesen; es enthält in Aus- führlichkeit, was hier nur in kurzen Zügen gegeben wird. Zunächst tritt uns in Deutschland der Gegensatz des Nordens und Südens entgegen, der Gegensatz von Berg - und Tiefland, von Alpen - und von Meerseite, der Gegensatz von 0 und W, die Berührung mit dem slavischen und mit dem romanischen Element, zwischen beiden die von beiden Elementen unberührte Mitte. Die Mannigfaltigkeit des Gebirgslandes weckt Gemüth und Phantasie und bildet beide aus, die weite Ebene ladet zum Denken ein, laut und lebendig im Rauschen der Gewässer u. s. w. ist das Gebirgsland, schweig- sam, zur innern Beschauung einladend der flache N; der deutsche S ist fruchtbar an großen Dichtern, der N an Philosophen, bei jenen ist Gefühl und Gemüth, bei diesen das beschauende Denken vorherrschend; im 8 Neigung zu sinnlichem Genuß, im N Vorliebe zu ernster Beschäftigung des Geistes; im 8 Musik und Gesang, im X die bildende Kunst, hier Ackerbau und Schifffahrt, dort Bergbau und Hirtenleben, hier vorherrschender Protestantismus, dort vorherrschender Katholizismus; der Gegensatz der ober - und der niederdeutschen Mundarten ist schon erwähnt worden. 8. 60. Durchwandern wir die deutschen Völker und Gauen, und beginnen wir am nord- westlichen Ende, so tritt uns, in dem alten westlichen Austrasten, in dem Lande von Jülich und Köln bis zum Meer, und zu den Ausflüssen der Maas und Schelde, bei den westlichen Nieder- ländern im Allgemeinen der Charakter der Festigkeit, Ruhe, Entschlossenheit,/ein Geist der Unabhängigkeit und Celbstigkeit, eine unbezwingliche Freiheitsliebe und Stolz aus Freiheit ent- gegen. Diese ftarfen, trotzigen, und doch sehr besonnenen und sinnigen Menschen, in denen neven dem Fränkischen Vieles vom Charakter des Sachsenvolkes erscheint, geniesten im Gleichbilde mit der reichen Fülle ihres gesegneten Landes einer ruhigen und tiefen sinnlichen Fülle und Be- lchaulichkeit des Daseins; sie waren von jeher ausgezeichnet in den Künsten, welche das Leben schmucken, und sind es noch heute. Baukunst, Malerei, Musik haben am Rhein und Maas und in Flandern ihre Wiege gehabt; Malerei, Musik, Blumen, Andacht und Stille im Hause und in der Kirche zeichnet diese Menschen noch heute aus. — Bei den Holländern ist das Friesische der Hanptbestandtheil des Volkes zum Theil mit dem Sächsischen gemischt. Eine ganz "Eue, eine ganz besondere Art des Lebens Witt hier entgegen; dies denkende und arbeitsame Volk hat sein reiches Land, seine prächtigen Städte, seine blanken, freundlichen, ftädtegleichen Dörfer
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