1863 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Flathe, Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Zweites Kapitel.
Luftwärm e.
A. Grad der Luftwärme.
§. 136. Temperatur. Thermometer.
Die größere oder geringere Wärme, die ein Körper besitzt, nennt man seine
Temperatur. Den Grad der Temperatur mißt man mit dem Thermometer.
§. 137. Wodurch wird die Luft erwärmt?
1) Unmittelbar von der Sonne durch Wärmestrahlung und zwar um so mehr,
je größer der Einfallswinkel und je länger die Dauer der Bestrahlung §. 53—56, je
trockner und dichter, je näher die Luft der Erdoberfläche ist; stärker indeß
2) mittelbar a) von der Erdoberfläche durch Strahlung, Rückstrahlung und
Leitung der von der Sonne erhaltenen Wärme und zwar um so mehr, je wärmer
die Erdoberfläche und je größer ihre Fähigkeit ist, durch Strahlung, Rückstrahlung
und Leitung die Luft zu erwärmen.,. Deßhalb nimmt mit der Temperatur des Bo-
dens §. 56 auch die der Luft vom Äquator nach den Polen hin ab; deßhalb wech-
selt mit der täglichen und jährlichen Ab - und Zunahme der Wärme des Bodens §. 54
und 55 auch die der Luft; deßhalb ist die Lust über dem Lande, besonders über dem
Binnenlande im Sommer wärmer, im Winter kälter, als über Inseln und Küsten,
als über dem Ocean, über dem trocknen Lande im Sommer wärmer als über dem
feuchten (sumpfigen), über einer großen Ebene wärmer als über einem Bcrglande,
über nacktem Boden wärmer, als über mit Pflanzen, vorzugsweise mit Wäldern be-
decktem, auf Hochländern geringer als in Tiefländern, u. s. w.
d) Die Temperatur der Luft wird auch..durch Luftströmungen bald erhöhet,
bald erniedriget. Die warmen Luftströme vom Äquator erwärmen die Luft in höhern
Breiten. In der heißen Zone bringen die daselbst beständig wehenden Ostwinde,
weil sie weither über das Meer kommen, den östlichen Küsten der Continente eine
kühlere Luft, als diese sonst nach ihrer Lage haben würden, den Westküsten aber,
weil sie über die erwärmte Oberfläche der Festländer hinwcggezogeu sind, eine wär-
mere Luft. In der gemäßigten Zone herrschen die Westwinde vor, die für die West-
küsten der Festländer See-, für die Ostküsten Landwinde sind. Im Winter erhöhen sie
deshalb die Temperatur der West-, erniedrigen die der Ostküsten. Im Sommer ist zwar
die Lust über dem Lande wärmer, als über dem Meere, aber die Wärme reicht nicht
aus, das Gleichgewicht für die ganze Jahrestemperatur wieder herzustellen; darum
ist diese an den Ostküsten stets geringer als an den Westküsten. — Der Nordwind
drückt in der nördl. Halbkugel die Temperatur herab, während er die der südl. er-
höht. Das Gegentheil findet beim Südwinde statt.
a) Die Abnahme der Luftwärme in horizontaler Richtung vom Äquator
nach den Polen.
8. 138. Mittlere Temperatur.
Beobachtet man in den einzelnen Stunden eines Tages den Stand des Ther-
mometers und zieht aus der Summe der gefundenen Werthe das arithmetische Mittel,
so erhält man die mittlere Temperatur des Tages. Aus der mittlern Temperatur
der Tage eines Monates erhält man auf gleiche Weise die mittlere Temperatur des
Monates und sofort die einer Jahreszeit, eines Jahres. Aus der mittlern Tem-
peratur mehrerer Jahre findet man die mittlere Temperatur der Gegend.
8. 139. Isothermen.
Isothermen sind schlangcnförmig gewundene, durch die Orte gleicher mittlerer
Temperatur von W nach O um die Erde lausende Linien. Sie sind mit den Parallel-
kreisen, denen man,.sie vergleichen kann, nicht gleichlaufend, sind vielmehr bald den
Polen, bald dem Äquator näher, stimmen aber innerhalb der Tropen am mei-
sten mit den Parallelkreisen überein, während nach den Polen hin ihre Biegung
nnmer größer wird, doch in der südlichen Halbkugel weniger als in der nördlichen.
In der alten Welt und an den Westküsten der Continente sind sie den Polen, in