1863 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Flathe, Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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e. 145. Vertheilung der Wärme in die Jahreszeiten. Sommer- und
Winterlinien.
Nicht alle Orte unter gleichen Isothermen haben auch gleiche Wärme in den
verschiedenen Jahreszeiten. Es können vielmehr 2 Orte derselben Isotherme sehr
verschiedene Temperatur in den einzelnen Jahreszeiten, namentlich im Sommer und
Winter haben. Die Sommerlinien, Jsotheren, die durch die Orte gleicher mittlerer
Sommer-, und die Wintcrlinien, Jsochimenen, die durch die Orte gleicher Winter-
temperatur laufen, sind weder mit dem Äquator, noch mit den Isothermen, noch
unter einander parallel. Die Sommerlinie weicht stets nach dem Pole, die Winter-
linie nach dem Äquator von der Isotherme ab. Die Unterschiede der mittlern Sommer-
und Wintertemperatur wachsen im allgemeinen mit der Entfernung vom Äquator
und von der Küste so wie mit der zunehmenden absoluten Höhe und sind im
allgemeinen am Äquator, auf Inseln und in Küstenländern wie in Tiefebenen am
kleinsten, in der Nähe der Polarkreise dagegen, im Innern der Continente und auf
Hochländern am größten. Die südliche und westliche Halbkugel erleidet wegen ihres
oceanischen Charakters einen geringern Temperaturwechsel in den Jahreszeiten als
die nördliche und südliche. Die relative Lage, die Beschaffenheit des Bodens, die
herrschenden Winde und andere Verhältnisse bedingen jedoch mancherlei Abweichungen:
Das den Ostwinden offenstehende Südrußland hat heiße Sommer und sehr kalte
Winter; das mit jenem fast unter gleicher Breite liegende, durch Gebirge gegen die
Ostwinde geschützte Böhmen hat warme Sommer und milde Winter; Schweden und
Norwegen; Deutschland und Italien.
Drittes Kapitel.
Luftfeuchti gkeit. Hydrometeore.
§. 146. Verdunstung, Wasserdämpfe, Niederschlag.
Das Wasser verdunstet, d. h. es wird durch die Wärme ausgedehnt, verdünnt
und in unsichtbare Dämpfe verwandelt, die leichter als die Luft in derselben in die
Höhe steigen. Die Verdunstung ist über dem Meere größer als über dem Lande, in
warmen Gegenden größer als in kältern, im Sommer größer als im Winter. Je
höher die Temperatur eines Lustraums ist, desto mehr Dampfe kann er fassen. Für
jede Temperatur aber gibt es eine gewisse Menge derselben, durch welche die Luft
gesättigt wird (etwa wie ein Schwamm, der kein Wasser mehr aufnehmen kann).
Jede Erniedrigung der Temperatur, jede heftige Erschütterung der Luft bringt dann
eine Verdichtung, eine Verwandlung der unsichtbaren Dämpfe in sichtbare Dünste,
zunächst in kleine den Seifenblasen ähnliche Dunstbläschen: Nebel und Wolken, dann
in Wassertropfcn: Thau und Regen, wenn aber die Temperatur bis zum Gefrier-
punkte sinkt: Reif und Schnee, oder einen Niederschlag hervor. Nebel sind am
Morgen und Abend, im Frühling und Herbst, über dem Meere, besonders über den
Polarmeeren, über Landseen und Sümpfen, auf Bergen, in Küstenländern und auf
Inseln (England), so wie in hohen Breiten häufig; dagegen im Innern der Conti-
uente, in Steppen und Sandwüsten selten und fehlen in heißen Ländern gänzlich.
Wolken finden sich hauptsächlich in der gemäßigten Zone, sind selten in der kalten
und fehlen außer während der Regenzeit in der heißen Zone gänzlich. Hier bildet
sich dagegen der Thau beständig und in so reichlicher Menge, daß er den Regen er-
setzt, in gemäßigten Gegenden nur während des Sommers. Reis findet sich in kal-
ten Gegenden immer, in „gemäßigten besonders im Herbste, in warmen nie. Die
Regenmenge nimmt vom Äquator nach den Polen, von der Küste nach dem Innern
der Festländer ab, ist in wasserreichen Gegenden größer als in wasserarmen. In
manchen Ländern, besonders in großen pflanzenleeren Ebenen (Sahara, Cobi) regnet
es gar nicht. Innerhalb der Wendekreise ist die Zone des periodischen Regens, der
„r naffen Jahreszeit jeden Tag heftig und in Strömen, jedoch nur bei Tage,
fallt tz. 144, während es in der trocknen Jahreszeit nie regnet. Außerhalb der Wende-
kreise ist der Regen weniger heftig als der tropische, fällt aber in allen Tages- und
Jahreszeiten; jedoch in den an die Zone des tropischen Regens zunächst angrenzenden