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1. Bd. 2 - S. 25

1837 - Eisleben : Reichardt
Russisches Reich. 25 Tage die Sonne durch dichte Dampswolken verfinstert, und die der Wind mit unglaublicher Schnelle oft viele Meilen weit verbreitet. Nur ein Fluß oder ein etwas breiterer Weg vermag die Fortschritte eines solchen sich rastlos fortwälzenden Feuerstroms zu hemmen, der vorzüg- lich bei Nacht ein fürchterlich schönes Schauspiel gewahrt. Diese Step- pen haben einen theils sumpfigen und salzigen Boden mit kleinen Salz- seen und trage dahin schleichenden Steppenbachen, theils einen sehr festen, dürren, aus Thon, Letten, Sand, Eisentheilen und vielem Salz und Salpeter gemischten Boden. Wo derselbe aus trockenem, salpe- terhaltigen Letten besteht, wird er von der Hitze felsenhart und bekommt ellentiefe Risse. In denjenigen Gegenden, welche Flugsand zum Grunde haben, erglühet dieser durch den Sonnenbrand zu einer fürchterlichen Hitze. Und doch zeichnet sich sonderbar genug dieser glühende Sand, in welchem man kaum Vegetation für möglich halten sollte, durch einen regem und üppigem Pflanzenwuchs vor dem Lettenboden aus. Im spätem Herbst entwickelt sich von Neuem in den so ausgezeichneten Salzkräutern eine eigene Steppenflor. Kein Land in der Welt er- zeugt eine größere Mannichfaltigkeit von Salzpflanzen, als die dürre Steppenfläche des südlichen Rußlands. Setzt man zu den Eigenthüm- lichkeiten der leblosen Steppennatur noch ihre lebendigen Bewohner — die nomadischen, mit ihren Heerden.unaufhörlich herumirrenden Hirten- völker Tatarischer und Mongolischer Abkunft und die der Steppe eige- nen Thierarten, von welchen hier aus der Klasse der Säugethiere nur das Kameel, die Antilope, der Springhase, das wilde Urpferd, das Steppenmurmelthier und die sich in manchen Gegenden ungemein häufig vorfindende Zieselratte rc. genannt werden — so läßt es sich leicht be- greifen, daß die Steppen ein von allen andern Europäischen Gegenden höchst verschiedenes Bild darstellen, welches zwar mit dem kultivirten Theile Europas an Ähnlichkeit keinesweges wetteifern kann, dennoch aber in mancher andern Hinsicht dem Natur- und Menschenbeob- achter reichen Stoff zu interessanten Beobachtungen darbietet. Offen- bar sind die südrussischen niedern Steppen ein dem Meere abgewonne- ner Boden, und machten ehemals einen Theil des schwarzen, Asow- schen und Kaspischen Meeres aus. Das Kirgisische oder Kalmückische Schlaf, das im euro- päischen Rußland sich weniger häufig findet, als im asiatischen, wo es besonders häufig von den Kalmüken, Kirgisen, Baschkiren, Barabinzen, Buräten^ rc. auf den Steppen unterhalten wird, unterscheidet sich von den gewöhnlichen Schafen vorzüglich durch seinen Schwanz, welcher kurz und ein ungeheurer, walzen- oder polsterförmiger, nach unten zweithei- liger Fettklumpen ist, der 10 bis 30 und mehr Pfunde wiegt und das Thier, wenn es schnell gehen will, durch seine Schwere hin und her auf die Seite zieht. Diese Schafe sind um vieles größer als die gemeinen, meistens rothbraun oder schwarz, auch bunt gefleckt, und ha- den eine grobe, kurze und silzhaarige Wolle. Von den zarten Lämmern
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