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1. Bd. 2 - S. 49

1837 - Eisleben : Reichardt
Russisches Reich. 49 mit der Leichtigkeit ihres Ganges verleihet ihnen nicht nur ein ange- nehmes sondern auch sehr ehrwürdiges Ansehen. Als ein zu ihrem Anzuge durchaus nothwendiges Stück tragen sie in der Hand eine Plette (Reitpeitsche). Zu Beschäftigungen des Kunstfleißes haben sie wenige Neigung, allein den Vergnügungen sind sie äußerst ergeben, und große Liebhaber von Branntwein und der Jagd, und geborne Reiter. Bei der Jagd holen sie nicht allein Wölfe und Füchse, son- dern auch den flüchtigsten Hasen zu Pferde ein, und schlagen ihn mit der Plette todt. Ihre Tanze haben viele Ähnlichkeit mit den Tanzen der Zigeuner in Rußland, werden nur von 2 Personen getanzt, und bestehen in mannigfaltigen Bewegungen des Körpers, besonders der Arme und des Kopfes, die von einem kurzen und abgestoßenen Ge- schrei und einem durchdringenden Pfeifen begleitet werden. Dabei be- wegen sich die Tänzer wenig von ihrem Platze, und so wie die Tän- zerin sich ihrem Tänzer nähert oder sich von ihm entfernt, so giebt dieser sein freudiges Verlangen oder seine Unzufriedenheit auf die aus- drucksvollste Weise zu erkennen. Sie müssen sich beim Kriegsdienste auf eigene Kosten kleiden, bewaffnen, beritten machen und überhaupt alles liefern, was zu ihrer persönlichen Ausrüstung gehört; die Regie- rung sorgt dagegen für ihren Unterhalt im Felde, giebt ihnen einen gewissen Gehalt und liefert alles, was zur sogenannten Feldequipage gehört. Ihre Hauptwaffe ist die Lanze, die mit einem Lederriemen am Arme befestigt, in einem Schuh am Steigbügel steht; sonst bedienen sie sich auch des Säbels und der Pistolen. Sie haben eine eigene militärische Verfassung und stehen unter einem eigenen Oberbefehlsha- der Atta man oder Woiskowi-Attaman (nicht H ettm an, wie man oft liest), welcher Generalsrang hat, und den sie ehemals selbst wählen durften; allein heutzutage wird er von der Krone ernannt, und seine Gewalt ist sehr eingeschränkt worden. Im regulären An- griff sind nur die regulären Kosakenregimenter zu gebrauchen, die an- dern benutzt man mehr für den kleinen Krieg, wozu sie wegen der Ausdauer ihrer Pferde und wegen ihrer Unermüdlichkeit in vielfach wiederholten Angriffen, so wie auch zum Vorpostendienst und Patrouil- liren vorzüglich sich eignen. Ihr Anlauf findet gewöhnlich schwär- mend und mit lautem Hurrah Statt. Die Kosakin ist brav, hält in ihrem Hause auf Ordnung, Reinlichkeit und Sparsamkeit und besorgt in Abwesenheit des Mannes nicht allein Garten- und Ackerbau und Viehzucht, sondern weiß auch mit Spindel und Spule gut umzugehen. St. Petersburg, die neue Hauptstadt des Reichs und Resi- denz des Kaisers,^ ist eine der größten, schönsten, merkwürdigsten und prachtvollsten Städte in Europa und eine der wundervollsten Schöpfun- gen der neuen Zeit. 1703 war das Jahr, in welchem Peter der Große den Grund zu dieser Stadt legte, indem er den Anfang mit Erbauung einer Festung machte. Das Jahr darauf wurden die ersten Privatgebäude aufgeführt und bald ward aus diesen ersten' Anlagen Cannabich's Hülfsbuch. Ii. Band. 4
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