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1. Bd. 2 - S. 60

1837 - Eisleben : Reichardt
60 Europa. tagen und andern Festen des kaiserlichen Hauses. Zahllose Lustwand- ler aller Stände, Alter und Geschlechter überströmen dann die Fuß- wege. Mit unabsehlichen Wagenzügen sind dann die Land- und mit Bootenflotten die Wasserwege dahin bedeckt. Ein dichtes Gewühl der Vornehmen und der feinern Mittelstände herrscht überall in den Erfrischungshausern und auf den Spaziergängen. Volksmassen drän- gen sich zu ihren fröhlichen Spielen. Aus Wald und Gebüsch, von Wiesen und vom Strome her erschallen Musik- und Gesangchöre der Regimenter. Schon früh Nachmittags erscheinen die untern Klassen, eilend zu den Rutschbahnen, Schaukeln, Caroussels (Ringelrennen), Rennpfaden, Ball- und Kegelspielen, Seiltänzer-, Pantomim- und Gauklerbuden k., um sich zu erlustigen. Einige Stunden später fol- gen ihnen die Klassen des Mittelstandes, und am Spätabend erscheint die vornehme und elegante Welt. In der Nähe von Petersburg und in einiger Entfernung davon liegen viele der kaiserlichen Familie gehörigen Lustschlösser. Zu dem 4 Meilen von Petersburg entfernten Lustschlosse Peterhof führt eine der schönsten Kunststraßen, an beiden Seiten mit herrlichen Gärten und Landhäusern besetzt. Es verdankt Peter dem Großen seine erste Entstehung, ist aber von seinen Nachfolgern erweitert und zum Theil erneuert worden, so daß-es wenig von seiner ersten Anlage behalten hat, liegt am südlichen Ufer des Finischen Meerbusens, und kann nicht mit Unrecht das Russische Versailles genannt werden, sowohl was die Palläste als die Gärten und die kunstreichen Wasserwerke betrifft, ja in Hinsicht der letztem laßt es das Französische Versailles weit hinter sich. Einen Theil des Sommers hält sich der kaiserliche Hof zu Peterhof auf; aber vorzüglich besucht ist dieses Lustschloß am 29. Junius, dem festlich begangenen Petri-Paulitage, wo sich wohl an 100,000 Personen aller Stände aus der Hauptstadt und den andern benachbarten Orten in den großen Gärten Peterhofs belustigen. An der von Petersburg nach Nowgorod und Moskau führenden Kunsistraße liegt 3ss M. von Petersburg das bekannte und prachtvolle kaiserliche Lustschloß Zarskoje-Selo oder Zarskoe-Selo, das seine Pracht und Größe der Kaiserin Katharina Ii. zu verdanken hat; allein die ursprüngliche Anlage ist das Werk der Kaiserin Katharina 1., welche hier in Abwesenheit ihres Gemahls ein Schloß erbauen ließ, um ihn bei seiner Rückkunft damit zu überraschen. Diese erste Anlage erweiterte und verschönerte sodann die Kaiserin Elisabeth. Das Schloß hat in der Fronte eine Länge von 1200 F. und imponirt von ferne gesehen durch seine Riesengröße, aber in der Nähe betrachtet, verliert es an Eindruck, wegen seiner Überladung von Verzierungen. Dem prachtvollen Äußern entspricht das Innere mit seinen zahllosen Prunk- zimmern und in Orientalischer Art geschmückten Sälen und mit sei- nen kostbaren Verzierungen in Marmor, Mosaik, Jaspis, Agat, Lapis Lazuli, und den feinsten farbigen Holzarten. Dazu kommen die aus-
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