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1. Bd. 2 - S. 74

1837 - Eisleben : Reichardt
74 Guropa. ganz Rußland ist, und mit der keine von allen übrigen in der Welt auch nur die entfernteste Ähnlichkeit hat. Sie dauert 6 Wochen und zieht ein ungeheures Menschengewühl hierher, das auf 300,000 Köpfe angeschlagen werden kann. Es ist alsdann durchaus alles von dem ersten gröbsten Lebensbedürfnisse bis zum feinsten rafft'nirtesten Luxusartikel nicht nur zu haben, sondern auch in Massen aufgethücmt zu finden. Alles gehr ins Große, ins Riefenhafte, von jeder Gattung Waare giebt es fast immer eine oder mehrere Werste lange Reihe. Altes Le- der und die schönsten Pelzwerke, Kaviarbehalter aus Birkenrinde und die elegantesten Bureau mit Mechanik und -Flötenwerk, Kirgisische Filz- decken und Indische Shawls, Glaskorallen und orientalische Zahlper- len, Bastschuhe und Brabanter Spitzen, Thee und Theer, alte Klei- der und goldene und silberne Gerathe von der köstlichsten Arbeit, Bü- cher und Pferdegeschirr, Stiefel und Diamanten, kurz alles, was man in den größten, reichsten Handelsstädten mit vieler Mühe an verschie- denen Orten zusammen suchen muß, findet sich hier an einem Punkte vereinigt, und wird von Käufern und Verkäufern der verschiedensten in- und ausländischen Nationen in Umlauf gebracht. Hier handelt ein zerlumpter Tatar mit einem ehrlichen Schwarzwälder um eine Guk- guksuhc für etliche Rubel, während sein Nachbar, ein Italiener, Hun- derte von Dukaten einstreicht, die ihm der mit Gold verbrämte feiste Buchar für seine große Bronzependüle bezahlt. Dort schließt ein Lü- becker mit einem Griechen einen Handel auf eine Partie Donschen und Moldauischen Weins; hier tauscht ein Sibirischer Kaufmann von einem Armenier gegen etliche tausend Pud Eisen eine Handvoll Zahl- perlen ein; kurz etwas Gemischteres, Bunteres für Auge und Ohr ist gewiß nirgends zu finden. Die Europäer spielen hier übrigens eine sehr untergeordnete Rolle; Russische Kaufleute mit Bärten und Orien- talen sind die Hauptpersonen. Bucharen, Armenier, Tataren, Perser, Indier, Sibirier, Kirgisen, Tibetaner, Osmanen, Baschkiren, Moldauer, Griechen, Juden, Individuen von fast allen Europäischen Nationen finden sich hier ein, und man hört das bunteste Gemisch von Spra- chen. Alle die unübersehbaren Massen von Waaren, die Hunderttau- sende von Käufern und Verkäufern, ja selbst die meisten der Buden kommen Tausende von Wersten weit auf dem Wasser hergefahren, und außer dem von der Krone mit großen Kosten erbauten weitläufti- gen Kaushof, werden hier etliche tausend Buden und Niederlagen aus Stangen, Brettern, Matten, Baumrinden rc. errichtet, die eine unge- heure Fläche bedecken und sich an die mehrere Wersten langen Reihen von Barken anschließen, welche auch fast alle die Stelle von Buden vertreten und einen Theil ihrer Wa-aren längs des Ufers aufstellen. Ferner erwachsen hier zahllose größere und kleinere Gebäude, in welchen alles, was nur von Trink- und Speisehäusern aller Gattung gefordert werden kann, zu haben ist. Zu den reichsten Buden gehören die Pelzwerksbuden der sogenann-
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