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1. Bd. 2 - S. 78

1837 - Eisleben : Reichardt
78 Europa. und der weitläufige Umfang der Stadt, dis Festungswerke, die vielen Griechischen Kirchen mit ihren kleinen, grün angestrichenen Thürm- chen, deren Kuppeln insgesammt versilbert oder vergoldet sind, machen von Weitem einen sehr günstigen Eindruck. Kiew liegt am rechten Ufer des hier über eine Viertelstunde breiten und mit einer fast 3600 F. langen Brücke versehenen Dnjepr, theils auf einem fast senkrecht emporsteigenden 260 F. hohen Berge, theils am Fuße desselben und besteht aus 3 etwa £ Stunde von einander entfernten Theilen, dis 3 besondere Städte bilden. Der erste oder oberste Theil ist die Pet- scherische oder Petscherskische Festung, die auf der obersten Höhe des felsigen Berges gegen S. steht und von welcher sich noch eine Vorstadt ausbreitet; den zweiten oder mittlern Theil bildet das eigentliche Kiew, Altkiew, auch die Sophiensstadt genannt, auf der Anhöhe gegen N. gelegen und mit einigen Vorstädten umge- den. Der dritte oder untere Theil ist Podol, unter Altkiew auf der Ebene unten am Dnjepr gelegen und im Frühjahre und Herbste den Überschwemmungen des Flusses ausgesetzt, der weitläufigste und beste Theil der gesammten Stadt. Unter den in Kiew gehaltenen Markten wird der besuchteste zur Zeit der Kontrakte vom 10. bis 30. Januar gehalten, und in eine Art von Messe; es kommt nämlich um diese Zeit eine große Menge Polnischer und Russischer Edelleute und Guts- besitzer (1829 betrug ihre Zahl 878) hieher, um verschiedene Geschäfte abzuschließen, und dies führt dann zugleich viele Fabrikherrn und Kaufleute herbei. Es werden Güter ver- und gekauft, Ländereien ver- kauft, Ländereien verpachtet, bewegliches und unbewegliches Gut ver- pfändet und eingelöst, neue Schulden gemacht und alte getilgt, Kaufe und Verkaufe von Holz, Getraide, Potasche, Talg rc. in Richtigkeit gebracht, Hauslehrer und Gouvernanten gemiethet, Heirathen verabre- det, Pferde und Equipagen erhandelt rc. Bei allen diesen Geschäf- ten spielen die Juden die Hauptrolle; kein Geschäft wird ohne ihre Mitwirkung abgemacht, bei Allem sind sie die einzigen Unterhändler. Jeder hier ankommende Fremde bedient sich bei seiner Ankunft eines solchen, den man Faktor nennt. Dieser verschafft Wohnung, Speise und Getränk, Geld, Kredit, Kleider, Mädchen, Bräute, Bräutigame, Anstellungen, schließt für seinen Patron alle Arten Kontrakte, kund- schaftet alles aus und macht sich auf diese Art unentbehrlich. Zu glei- cher Zeit wechseln Gastmähler, Konzerte, Theater, Assemblven und Bälle mit einander. Dies ist die Rosenzeit der schönen Polinnen; sie bedingen sich sogar in den Heirathskontrakten die jährliche Reise nach Kiew aus. Das berühmteste Gebäude Kiews ist das Petscherische Kloster, das im Umfange der Festung steht und seinen Namen von den unterir- dischen Gängen (k'etseüei'en) hat, in welchen über 100 Heilige ruhen, welche der Gegenstand großer Verehrung in ganz Rußland sind und jährlich viele tausend (in guten Sommern bisweilen 50,000)
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