1. Bd. 2
- S. 164
1837 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Europa.
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und hat zu dom Ende einen Konak (Schloß oder Herrenhaus).
Dieser fürstliche Konak ist mir Pallisaden eingefaßt, innerhalb deren
die verschiedenen Gebäude stehen; denn allenthalben hat es hier noch
ein kriegerisches Ansehen. Im ersten Hofe steht das Hauptgebäude,
nur ein Stockwerk hoch und von Holzwerk aufgeführt. Es hat vorn
eine große Halle oder Tscherdake, worin sich die Serben am liebsten
aufhalten. Hinter diesem Hause ist ein neues massives Gebäude, das
auf Europäische Art eingerichtet ist, und unten die Wirthschaft enthalt.
In einem zweiten Hofe steht das Amtgebäude, ebenfalls aus Holz,
aber nur zu ebener Erde gebaut, hierauf folgt der Marstall und wei-
ter das Pulverhaus. Es herrscht überall Nettigkeit, aber ohne Pracht,
nur eine doppelte Wache erinnert an das Staatsgebäude. Es befindet
sich auch eins hübsche Kirche hier.
Griechenland.
Dieses Königreich, eine Schöpfung der neuesten Zeit, begreift lau-
ter Lander, die bisher unter Türkischem Joche schmachteten, aber 1829
zu einem selbstständigen Staate erhoben wurden. Griechenland war
in der grauesten Vorzeit von den Pelasgern bewohnt, die aus Klein-
asien nach Europa übergegangen seyn sollen und sich zuerst im Pelo-
ponnes und dann auch in andern Gegenden Griechenlands niederlie-
ßen. Nach einiger Zeit wurden sie von den Hellenen einem andern
Volksstamme, der seinen Namen von Hellen, einem Sohne Deu-
kalions bekommen hatte, verdrängt. Die Bewohner Griechenlands kom-
men nun unter dem allgemeinen Namen Hellen en vor, indem sich
der Hellenische Volksstamm von Thessalien aus über ganz Griechenland
verbreitete. Die 4 Zweige desselben, Ionier, Äolier, Dorier und Achäer
erwuchsen mit der Zeit zu ansehnlichen Völkerschaften, und verpflanz-
ten sich zugleich über die Inseln des Archipels und die Küsten von
Vorderasien und Unteritalien^ so wie dagegen schon weit früher viele
Asiatische und Ägyptische Kolonien sich in Griechenland angesiedelt hat-
ten, wodurch eine Menge kleiner, unter sich unabhängiger Königreiche
oder> Dynastien entstand, und hier und da der Anfang einer Kultur
sich zu zeigen begann. In diesem Zeitraume lebten Perseus, Herkules
und Theseus, welche durch ihre Thaten Gegenstände der öffentlichen
Verehrung und als Heroen (Halbgötter) angesehen wurden. Die Ver-
einigung der Griechen zu einer Nation geschah erst durch Agamemnons
und aller Griechischen Staaten Unternehmung gegen Troja im 12ten
Jahrhunderte vor Christi Geburt. Diese 10jährige Belagerung Trojas
war für die Griechen eine wichtige Epoche, denn mit der Zerstörung
dieser Stadt beginnt die eigentliche Geschichte der Griechen, und durch
diesen Krieg selbst bekamen die Kräfte derselben einen weitern Spiel-
raum. Doch traten einige Zeit darnach ln Griechenland an die Stelle
dev monarchischen Staaten sehr viele Republiken, meistens sehr klein