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1. Bd. 2 - S. 220

1837 - Eisleben : Reichardt
220 Asien. einem solchen Aul der kleinen Horde das Zelt eines Sultans. Es bot den Anblick eines sehr bunten Gemisches von Gegenständen des Luxus und der einfachsten Lebensbedürfnisse dar. Die Wände waren mit Teppichen geschmückt, Kleider hingen an einem Stricke, Tigerfelle waren ausgebreitet und neben einem reich mit Gold und kostbaren Steinen verzierten Diadem sah man Stücke Fleisch an Haken hangen, so wie einige hölzerne Kannen und große Schläuche mit Stutenmilch gefüllt. Die Kleidung der Männer besteht in einem blau leinenen, vorn ganz offenen Hemde, das mit baumwollnen Unterkleidern zusam- mengeschlagen und um den Leib festgebunden wird; in einem kurzen, aus Fellen neugeborner Füllen oder aus gut gegerbten weichen Ziegen- fellen verfertigten Oberkleide, dessen Nahte auf dem Rücken und den Schultern mit Pferdemahnen besetzt sind; in einem Gurte, woran die Pulverflafche und der Kugelbeutel hangen, in kegelförmigen Filtzmützen mit 2 breiten Klappen, wovon die eine aufgeschlagen wird; in einem schwarzen, bunt genahten Untermützchen, das den kahl geschornen Kopf zunächst bedeckt, und in plumpen Stiefeln von Eselshaut. Ihre Haupt- nahrungsmittel sind Krut, eine Art von Käse, die auch bei den Basch- kiren bekannt ist, Hairan d. i. Schaf- und Ziegenmilch, die etwas säuerlich und geronnen ist, Fleisch und Kumiß. Übrigens sind alle Kirgisen sehr starke Esser und Trinker. Beide Geschlechter lieben den Rauch- und Schnupftabak, den sie, so wie Pulver und Blei nebst andern Bedürfnissen, theils von den Bucharen, theils von den Russen in Orenburg einhandeln. So sind eben so gute Viehwirthe, als vor- treffliche Jager und kühne Räuber. Ihre Pferde sind gewöhnt den ganzen Winter im Freien zu bleiben und ihr Futter unter dem Schnee hervorzufcharren. Sie werden in Heerden (Tabunen) getheilt, von denen jede einen Hengst erhält, der den Wachter derselben macht und sie muthig gegen die Anfälle der reißenden Thiere vertheidigt. Ein be- mittelter Kirgise hält 1000 bis 4000 Pferde, ein armer wenigstens 50. Auch das Kameel gehört zu ihren Hausthieren, und gedeiht hier in den warmen und salzigen Steppen sehr gut. Im Winter naht man diese Thiere in Filzdecken ein, oder bringt sie unter Zelte von Schilfmatten. Sie dienen auf der Reise als Lastthiere; ihr Fleisch wird gegessen, aus der Haut macht man Schlauche, aus der Milch Butter, Käse und Kumiß. Ein bemittelter Kirgise besitzt 50 bis 100, ein armer wenigstens 5 bis 8 Kameele. Das Rindvieh ist ungehörnt, und die einzelnen Hausvater besitzen davon nach Verhältniß 15 bis 25, oder 500 bis 1000 Stück. Von den fettschwänzigen Schafen der Kir- gisen ist schon oben S. 25 Ii. Bandes unsers Hülfsbuchs die Rede gewesen; und die Heerden bestehen, nach Maßgabe des Wohlstandes, aus 100 bis 1000, 5000 ja selbst 20,000 Stück. Einen großen Theil ihrer Bedürfnisse verschaffen sich die Kirgisen durch den Raub. Besonders ist die große und die kleine Horde dem Raube sehr ergeben. Die mittlere führt seit ohngefahr 50 Jahren ein ziemlich sriedsames
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