Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Bd. 2 - S. 227

1837 - Eisleben : Reichardt
Russisches Reich. 227 sind fast alle unter Mittelgröße, während bei den Rennthiertschuktschen sich wahre Niesen finden, und die meisten über Mittelgröße sind. Beide Stamme haben platte Gesichter mit vorstehenden Backenknochen, kleine aber nicht zusammengedrückte Augen und hohe Augenbraunen. Bei den Rennthiertschuktschen zeigen sich mehr ovale Gesichter, wo das Vorstehen der Backenknochen nicht so bemerklich ist, wahrend man bei den ansaßigen Tschuktschen mehr runde Gesichter sieht. Die Rennthier- tschuktschen haben durch ihren häufigen Verkehr mit den Russen auch deren Kleidung angenommen. Die einzige Rahrungsguelle der ansaßi- gen Tschuktschen oder Namollos ist das Meer das ihnen Speise und Handelswaaren liefert. Im Sommer tobten sie Seehunde, deren Fleisch ihre Hauptnahrung ist, sie trocknen es an der Sonne und be- wahren es für den Winter auf. Mit dem Eise des Winters kommen die Wallrosse in alle Buchten; die Tschuktschen jagen sie in Booten und todten sie mit eisernen Lanzen. Ihr Fleisch essen sie, die Fette aber bearbeiten sie für sich und zum Verkauf. Die Zahne bilden den werthvollsten Theil ihres Handels. Die Noth macht, daß sie nicht sehr in ihren Speisen wählen und alles essen, was ihnen unter die Hände kommt. Ein vom Meere ausgeworfener Wallfisch ist ein kost- barer Fund. Manchmal kochen sie das Fleisch, gewöhnlich aber braten sie es nur am Feuer. Man kann sich keinen widerlichern Anblick vorstellen, als wenn sie die Stücke faseriges, halb rohes, halb ver- branntes Fleisch heißhungrig mit den Zahnen zerreißen, wovon die Blut- spuren im Gesichte sichtbar bleiben. Das einzige zahme Thier bei den Namollos ist der Hund, den sie im Sommer gebrauchen, um die Boote längs des Ufers fortzuziehen, im Winter aber vor die Schlitten spannen. Die Namollos sind ein gutmüthiges, sanftes, furchtsames Volk, dabei fröhlich und sehr gewandt in verschiedenen Leibesübungen. Die der Beringsstraße zunächst wohnenden ansaßigen Tschuktschen haben fortwährenden Verkehr mit den Bewohnern Amerikas. Beide Theile besuchen einander des Handels wegen. Mit den Russen haben die an- saßigen Tschuktschen dieses Theiles der Meeresküste keinen fortdauern- den Verkehr und empfangen die ihnezu nöthigen Waaren durch die Rennthiertschuktschen, welche die Halste ihrer Zeit bei ihnen zubringen, indem sie ihre Sumpf- und Moorgegenden (Tundras) mit Ende des Winters verlassen und es so einrichten, daß sie mit dem letzten Schnee am Meere anlangen. Ihre Heerden bringen sie in geringer Entfer- nung von den Dörfern der Namollos unter und suchen dabei gute Weideplätze aus, häufig von einem Orte zum andern ziehend. Hier bleiben sie bis zum ersten Frost, d. h. bis zum September, und trei- den während dieser Zeit mit den ansaßigen Tschuktschen Handel; sie tauschen von ihnen Wallrosse, unverarbeitete Seehundsfelle, Wallfisch- thran, Seehundsfett und Wallroßzahne, wogegen sie ihnen Rennthiere, Rennthierfelle, eiserne Gerathe, kupferne und eiserne Kessel, und Tabak geben. Auch besuchen die Rennthiertschuktschen, nachdem sie den ersten 15 *
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer