1. Bd. 2
- S. 239
1837 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Osmanisches Reich.
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rien eingesunkenen Vulkan entstanden zu seyn. Er hat, ob er gleich
mehrere Flüsse, worunter vorzüglich den Jordan oder Arden auf-
nimmt, keinen Abfluß, sondern das ihm zugeft'ihrte Wasser wird durch
die starke Sonnenhitze wieder ausgedünstet. Ein Paar Stunden von
seinem Südende ist er so seicht, daß man im Sommer ihn durchwa-
ten kann. Das Wasser ist überall klar und hell, aber so gesalzen,
daß keine Konchylien und Seegewächse darin gedeihen und wahrschein-
lich auch keine Fische darin befindlich find, wovon die starke Anschwan-
gerung mit salzsaurer Bittererde, salzsaurer Kalkerde und Natrum die
Ursache ist. Am Ostufer legt sich das Salz in fußdicken Schollen an,
und alle Steine längs des Users sind überzogen, wie man sie in Gra-
dirhausern findet. Die unsichtbare, beständige Ausdünstung ist so be-
trächtlich, daß sich alle Gegenstände um den See, selbst die Kleider
der Reisenden mit einer Salzkruste überziehen. Uber dem Thale, worin
sich der See ausbreitet, und wo tropische Hitze herrscht, soll sich, nach
Seetzen, im hohen Sommer ein Dunst verbreiten, der aber nicht gif-
tig ist, und am See selbst ein eigenthümlicher Seegeruch herrschen.
Auch steigen häufig Schwefeldünste auf und man sieht zuweilen über
dem See Rauchsaulen sich sammeln. Sein Wasser ist ungenießbar
für Menschen und Thiere; der Umgegend fehlt aller Reiz, sie ist todt
wie der See selbst, die Luft ungesund, und der sie einathmet, bekommt
Schwindel; die schwarzen Steine, die auf den Bergen umher zerstreut
sind, sehen wie Alabaster aus, und dienen zu. Bausteinen.
Der Libanon, ein schon aus der Bibel bekanntes, berühmtes
Gebirge in Syrien, besteht eigentlich aus 2 Hauptketten, die ziemlich
parallel mit einander lausen, wovon die westliche der eigentliche Liba-
non und die östliche der Anti libano n heißt. Jene wird von den
Einwohnern Dschebel el Gharbi (der westliche Berg) und diese
Dschebel Escharki (der östliche Berg) genannt. Beide Haupt-
ketten werden durch ein tiefes, fruchtbares Thal, das bei den Alten
unter dem Namen Cölesyria (das hohle Syrien) bekannt war und
jetzt El Bekaa heißt, von einander getrennt. Dieses Thal ist 1 bis
2, und an einigen Stellen 3 M. breit, trefflich bewässert und äußerst
fruchtbar, aber der größte Theil dieses schönen Landstrichs, der von den
hohen Alpen des Libanon und Antilibanon eingeschlossen wird, liegt
öde und unbebaut. Das Gebirge des Libanon, welches auf seiner
Westseite allen Krümmungen der Küste des mittelländischen Meeres
zwischen den Städten Tripoli oder Tarablus und Saida folgt, erstreckt
sich bis fast in die Nahe der Stadt Damaskus, welche auf seiner Ost-
seite liegp. Die ganze Kette des Libanon besteht aus einem sehr har-
ten, fast marmorartigen Kalksteine und ist auf seinen höchsten Gipfeln
den größten Theil des Jahres mit Schnee bedeckt, im Sommer aber
verschwindet der Schnee und bleibt nur in einigen tiefen Schluchten
liegen. Über die Höhe dieses Gebirges fehlt es an gewissen Angaben.
Der höchste Punkt soll 10,200 F. sich über die Oberfläche des Mec-