1. Bd. 2
- S. 242
1837 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Afi en.
Cedernadeln gleichen den Nadeln des Lerchenbaums und die Rinde der
der Fichten. Das Harz hat einen sehr aromatischen Geruch und wird
zu Raucherwerk gebraucht; das Holz an sich hat jedoch keinen Geruch.
Die Zapfen oder Samenkapseln sind wegen der Dichtheit ihrer Schup-
pen und wegen ihrer Eiform von den Tannew- und Fichtenzapfen et-
was verschieden, auch etwas großer, sobald sie nämlich völlig ausge-
wachsen sind." Die Stämme der alten Cedern sind mit den Namen
von Reisenden und andern Personen, welche sie besucht haben, bedeckt.
Burkhardt sah ein Datum aus dem 17ten Jahrhunderte. Bei meh-
reren Namen sind die Buchstaben 1 Fuß lang in den Stamm einge-
graben. Übrigens gehört die Ceder von Libanon so wie die andern
Ceder-Arten, zu dem Nadelholz. Man behauptet, daß sie ein Alter
von 2000 Jahren erreiche. Sie wird 100 F. und darüber hoch;
der Stamm treibt große Seitenaste, die sich wieder in eine Menge
Zweige theilen, welche sich herunterwarts neigen, große fächerförmige
Partien bilden und sehr viel Schatten gewahren, wodurch der Baum
ein sehr malerisches, majestätisches Ansehen gewinnt. Die Nadeln sitzen
büschelweise zusammen und haben eine Länge von 1| Zoll. Der
Baum begnügt sich mit einem schlechten Boden, liebt Anhöhen und
ist gegen Kalte nicht sehr empfindlich, daher er sich auch wohl in un-
sern Gegenden erziehen ließe. Man findet sie auch wirklich nicht sel-
ten in Englischen und Französischen Garten. So steht unter andern
in dem berühmten Pstanzengarten zu Paris eine prächtige Ceder von
Libanon, welche der berühmte Französische Naturforscher Tournesort
1734 als ein kleines Pflänzchen mitbrachte, und die so gut gediehen
ist, daß 1802 ihr Stamm 4| F. über dem Boden einen Umfang von
fast 8 Fuß hatte.
Unter den Bewohnern des Libanon sind vorzüglich die Drusen
und Maroniten bemerkenswerth, von welchen wir hier einige Nach-
richten folgen lassen. Die Drusen, über deren Ursprung große Dun-
kelheit herrscht, setzen ihre Entstehung in den Anfang des eilften Jahr-
hunderts unserer Zeitrechnung, und sind eine der merkwürdigsten Reli-
gionssekten des Orients. Fälschlich machen einige Gelehrten die Dru-
sen zu einer Französischen Kolonie, die wahrend der Kreuzzüge unter der
Anführung eines Grasen von Dreux, von dem Hauptheere abgekom-
men, sich genöthigt gesehen habe, auf dem Libanon eine Zufluchtsstätte
zu suchen. Allein die Drusen werden schon früher erwähnt und über-
dies ist die Sprache, deren sie sich bedienen, die rein Arabische, ohne
alle einen Europäischen Ursprung verrathende Beimischung. Vielmehr
sind sie aus einer heterodoxen Parthei der Muhamedaner entstanden.
Es bildeten sich nämlich nicht lange nach dem Tode Muhameds zwei
Hauptpartheien der Muhamedaner, die Sunniten und Schiiten
(s. S. 82« I. Bandes), und daraus entstanden mit der Zeit viele
Nebensekten. So war unter andern der Khalif von Ägypten Namens
H a k e m, der im I. 996 nach Christi Geburt den Thron bestieg, ein