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1. Bd. 2 - S. 247

1837 - Eisleben : Reichardt
247 Osmani sche§ Reich. noch größere Pracht durch den Reichthum kostbarer Teppiche, Divane, Fußböden von Mofaikarbeit und Marmorzisternen. Unter den übrigen Bewohnern des Libanon zeichnen sich noch die Maroni ten aus, welche sich nach Johannes Marón, einem Priester des 5ten Jahrhunderts, der ihnen ihre Verfassung gab, nen- nen. Sie sind eine christliche Sekte, die sich zwar im I. 1215 mit der Römischen Kirche vereinigt hat, jedoch meistens die Gebrauche der morgenländischen Kirche beobachtet. Sie haben einen Patriarchen, der sich Patriarch von Antiochien nennt, und in dem Kloster Kanobin residirt, welches an einem steilen Abgrunde des Libanon erbaut ist und aussieht, als ob es in der Lust schwebte, da es von einer hohen Mauer getragen wird, und gegen die Seite eines Berges sich anlehnt. Dis Kirche, welche in den Felsen eingehauen ist, zieren die Gemälde sehr vieler Patriarchen. Die Maroniten theilen sich, wie die Drusen, in 2 Klassen, in das Volk und die Scheiks. Die letztern, deren Würde, in den vornehmsten Familien, die mit dem Namen der edeln Familien be- zeichnet werden, erblich ist, haben an ihrer Spitze 4 Hauptscheiks, welche die Oberhäupter der Nation sind, und mit diesem Titel eine Gewalt haben, die der väterlichen Gewalt eines Vaters gegen seine Kinder gleich ist. Gleich den Drusen sind die Maroniten tapfer, gastfrei, und bewohnen wie diese einzeln stehende, in den Gebirgen zerstreute Häuser oder kleine Dörfer. Aber sehr abweichend von den Drusen, die fast ohne Religion sind, zeigen sich die Maroniten als sehr eifrige Christen. Die mannigfachen Ketten ihrer Gebirge sind mit Klöstern bedeckt. Die darin lebenden Mönche zu allen möglichen Entbehrungen verpflichtet, erinnern an die Strenge der ersten Zeiten des Christen- thums. Auch an Zahl sind die Maroniten stärker als die Drusen. Ältere schätzen ihre Zahl auf 120 bis 150,000 Individuen; hingegen einer der neuesten Reisebeschreiber (der Franzose Lamartine, der sich lange unter ihnen aushielt) bestimmt ihre Zahl auf 200,000, und ver- sichert, daß sie sich von Jahr zu Jahr vermehren. Wir lassen hier einige Nachrichten folgen, die er uns von diesem merkwürdigen Volke der Maroniten mittheilt. „Ihr Gebiet begreift etwa 150 H>M. *), allein seine Gränzen sind nicht festgesetzt; sie dehnen sich daher in den Thälern des Libanon und in den benachbarten Ebenen in dem Ver- hältnisse aus, als sich ihre Zahl vermehrt und sie neue Kolonien grün- den können. Die Stadt Zarkle, am Ende des Thales von Beka, Balbek gegenüber, welche vor 20 Jahren kaum 1000 bis 1200 E. hatte, enthält jetzt 12,000 und ihre Zahl vermehrt sich täglich. Die Maroniten stehen unter dem Emir Beschir und bilden mit den Drusen eine Art von despotischer Verbindung. Obgleich sich beide durch Ur- sprung, Religion und Sitten unterscheiden und sich selten in denselben *) Dies sind vermuthlich Französische Q.-M-, welche nur 54 geographi- sche Q.-M. machen.
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